Eine Zeitlang bemühten sich die Männer ernsthaft, ihre weibliche Seite zu entdecken. Das war so in den 1970'er Jahren und ging heftigst schief, weil das auf Kosten ihrer männlichen, nun ungeschützten Flanke ging, die da mehr ein gewisses, ignoratives Machotum präferiert.
Das Softie war den Frauen ein guter Freund, fast so wie ein schwuler Bekannter, dessen Gegenwart sexistische Irritationen ausklammert, nur mit dem Vorteil, dass Frau bei Bedarf auf Sex (kuschelig, verständnisvoll, Ying-Yang und so) nicht verzichten musste.
Die Softies zogen Norwegerpullover an und trafen sich in Männergruppen um ihre Verhaltensdefizite aufzuarbeiten, die Frauen schnatterten in Frauenkaffees, (für Männer verboten) in denen Lila mehr war als eine dekorative Farbe.
Nur kleine, Testosteron gesättigte und nach Schweißmauken riechende Inseln unverbesserlicher Machoignoranz hielten der modernen Denkart stand – war es Überzeugung, war es Trotz? In diesen Enklaven wurde das egoistische, verantwortungslose Schowiemackertum gelebt, hier gab es Bier, Pornos, Musikinstrumente um ordentlich Radau zu machen, Kiffkram, Zeit ohne Verantwortung und Absicht, und – man höre und staune – die schärfsten Tanten, während die Frauenversteher die Welt nicht mehr verstanden. Die hatten einfach nicht kapiert, dass es voll unerotisch wird, wenn man die Frauen auch noch verstehen will, anstatt sie bestimmungsgemäß zu begehren. Mit sanfter Gesten untermalten sie den Verrat an ihrer ureigensten Natur, während ihnen ständig ein schlechtes Gewissen über die Schulter blickte: "Ist das jetzt auch nicht frauenfeindlich?" „Mensch, lass mal die Weiberwichtigkeit, fick Gaja, hier, trink einen Schluck!“ Dort, in diesen dunklen Räumen wider dem Zeitgeist, überlebte die wahre Natur des Mannes, wurde in unzähligen Zeremonien beschworen, war Mars und Apollo, war Bacchus.
Dann starben sie aus. Zwangsläufig. Wir weinten den Stadtrucksäckchen tragenden, sensiblen, nachgiebigen und gemäßigten Weicheiern nicht lange nach.
Und was musste ich gestern lesen? Frauen wünschen sich neuerdings „Alpha-Softies“
Ja, Ihr könnt noch nicht einmal ein vernünftiges Steak braten, aber das mindert nicht Eure Ansprüche, gell?
Der 'neue' Mann soll (Lufthol): Sympathisch, treu, charmant und humorvoll sein; intelligent und gebildet sowieso. Beruflich erfolgreich auch, darf entsprechend Selbstvertrauen zeigen wenn sie nicht zuguckt, muss aber bitte romantisch, aufmerksam, zärtlich, kinderlieb und familienorientiert rüberwachsen.
Ein Mann macht sich von Natur aus nicht so viele Gedanken, doch nun mache ich mir glatt welche: Wer dem versucht Genüge zu tun ist doch ein echt armes Schwein!
Und nun ein Epitaph auf Thementreue
Es ist wahr. Es gibt kaum große (bekannte) Denkerinnen, doch das hat m.E. mehr mit sozialen, denn biologischen Einschränkungen zu tun. Als Argument für eine biologische männliche Überlegenheit ist mir dieser verstaubte 'Beweis' nicht genehm, selbst wenn Männer ca. 150 Gramm mehr Hirnmasse haben. Vielleicht werden sie dadurch bloß schwerfälliger?
Überhaupt. Ich weiß gar nicht, ob man das, was zwischen den Ohren der Menschen so passiert, als 'Denken' bezeichnen kann. Seit Libet sind erhebliche Zweifel an daran angebracht. 'Nachdenken' trifft es vielleicht eher, denn wir hinken mit unserer Wahrnehmung den Gedanken und auch den Handlungen hinterher. Soll bedeuten, dass 'Etwas' den Entschluss getroffen hat, nach dem Glas zu greifen. Anschließend erst, wenn die Handlungsvorbereitung im Hirn längst angelaufen ist, wird uns klar, was wir überhaupt wollen und halten es für eine eigene Entscheidung (was es im holistischem Sinn ja auch ist, - nur nicht bewusst!). Auch die daraus resultierend- tollen Ideen sind schon komplett, wenn sie bei uns in der Überlegung ankommen, z.B.: Darauf noch ein Glas.
Und das Greifen nach einem Glas voll Irgendwas wird genau so interessant und hat mit 'Überlegen' ebenso wenig zu tun. Es ist ein komplexer, rasch zu lösender, das Denken überfordernder Vorgang, - deswegen wird der Verstand erst gar nicht bemüht. Binnen 80 Millisekunden prüfen unabhängige Sensoren in den Fingerspitzen das Gewicht und den ausgeübten Druck und korrigieren ihn, falls der Gegenstand schwerer oder glatter sein sollte als erwartet. Ohne weiter hinzusehen nehmen wir das Glas, führen es zum Mund, nicht zum Ohr, schlagen uns keinen Zahn aus u.s.w. Anschließend gucken wir nach und stellen bedauernd fest, dass der Pegel schon wieder gesunken ist.
Die Leistungen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle sind beeindruckend, aber für dafür würde ein vegetatives Nervensystem ausreichen – Denken ist für das Überleben nicht notwendig. Warum wir uns das dennoch einbilden gehört zu den großen Fragen, die vermutlich unbeantwortet bleiben müssen.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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