1,3 Millionen Tote im Jahr durch Antibiotikaresistenzen
An Infektionen mit resistenten Bakterien sterben mehr Menschen als an AIDS oder Malaria, stellt eine umfassende Analyse fest.
Jeden Tag sterben 3500 Menschen weltweit an Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien, im ganzen Jahr 2019 waren es 1,27 Millionen. Fast fünf Millionen Todesfälle standen mit resistenten Erregern in Verbindung. Gegen Antibiotika unempfindliche Bakterienstämme stellen damit eine erhebliche Bedrohung für die Menschheit dar.
Das geht aus der bisher umfassendsten Studie über Antibiotikaresistenzen hervor, die im Januar in der Fachzeitschrift «The Lancet» veröffentlicht wurde. Die erste globale Auswertung über Resistenzen deckt mehr als 200 Länder und/oder Gebiete ab. Forschende der Universität Washington untersuchten Daten aus 471 einzelnen Quellen auf 23 resistente Erreger und 83 Erreger-Wirkstoff-Kombinationen.
Antibiotikaresistenzen fordern mehr Menschenleben als HIV/Aids oder Malaria, woran 2019 zusammen 1,5 Millionen Menschen gestorben sind. Das macht sie zu einer der häufigsten Todesursachen weltweit.
Am meisten Menschen sterben im westlichen Afrika südlich der Sahara und in Südasien. Häufigste Ursache ist eine Infektion der unteren Atemwege, gefolgt von Blutvergiftungen. Am stärksten bedroht sind Kinder unter fünf Jahren, die ein Fünftel der Verstorbenen ausmachen. Die grosse Mehrheit der Todesfälle geht auf nur sechs Bakterienarten zurück.
Die Menschheit müsse die erhobenen Daten nutzen, wenn sie im Wettlauf um Resistenzen die Nase vorn haben wolle, sagt Chris Murray, Professor am Institut für Gesundheitsmetriken und Evaluierung der Universität Washington und Co-Autor der Studie. Die Ergebnisse seien «ein klares Signal, dass wir jetzt handeln müssen».
Ramanan Laxminarayan, ebenfalls Gesundheitsexperte an der Universität Washington, bezeichnet Antibiotikaresistenzen als «übersehene Pandemie».
Grundsätzlich wird es Resistenzen immer geben, egal, welche Mittel die Menschheit dagegen findet. Die Natur ist im Kampf gegen Medikamente auf längere Sicht einfach besser. Umso wichtiger ist es, die Zeit, während der Antibiotika wirken, möglichst zu verlängern. Auch die Datenerfassung sei noch immer lückenhaft, kritisieren die Forschenden.
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