Katie Kitamura: Trennung
Katie Kitamura lässt in ihrem feinen Roman „Trennung“ für einmal den Mann abhanden kommen
Vielleicht“, schreibt Katie Kitamura am Ende ihres bezaubernden Romans Trennung, „sind Mann und Frau und Ehe nur Wörter, hinter denen sich eine viel fragilere, turbulentere Realität verbirgt, als eine Handvoll Silben oder ein noch so langer Text sie erfassen können.“ Wer den dritten Roman von Kitamura gelesen hat, findet das nicht mehr banal. Er blickt genau auf diese fragile, turbulente Realität.
Wenn sich eine Beziehung auflöst, ist der eine schon weg, während der andere erst ahnt, es gibt starke Emotionen, aber vieles bliebt vage oder unausgesprochen, vielleicht unaussprechbar. Wo das Unausgesprochene immer mehr Raum einnimmt, bleibt im besten Fall Beobachtung. Das sind die Elemente, die in Kitamuras Roman eine Rolle spielen. Viel dreht sich um das Wort „vielleicht“. Eine namenlose Ich-Erzählerin ist in einen gesteigert vagen Zustand geraten, fast in eine Art Vakuum, aus ihren Beobachtungen und Vermutungen wachsen Indizien, greifen ineinander, verdichten sich zu Bildern und Teilen einer Geschichte, mit der sie umgehen muss.
Katie Kitamura ist eine genaue Erzählerin, ihre zentrale Figur im Roman beobachtet feinsinnig die Szenerie, die sich ihr darstellt. Sie ist aus London ins krisengeschüttelte Griechenland gereist, auf die Mani, eine gerade abgebrannte Halbinsel, mitten in die trostlose Nachsaison-Leere. Gekommen war sie, um ihren Mann Christopher zu suchen, will die längst vollzogene Trennung aussprechen und besiegeln. Will die Scheidung. Zwar sind ihre Schritte unsicher und der Zeitpunkt halbgar, aber die Gründe eindeutig: Christopher hatte sie immer wieder betrogen. „Irgendwann würden Furcht und Missbehagen schwinden und durch eine beständige Gleichgültigkeit ersetzt werden, ich würde ihn zufällig auf der Straße sehen und nichts anderes empfinden, als wenn man ein altes Foto von sich selbst betrachtet. Man erkennt das Bild, kann sich aber nicht mehr so recht daran erinnern, wie es war, diese Person zu sein.“
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