Zum schlafenden Dornröschen
im feinen Spitzenhöschen
machte sich auf der junge Prinz,
wohl wissend, nur wer wagt, gewinnt.

Im Schloss hinter den Hecken
sollt sie sich wohl verstecken.
Seitdem ward sie nicht mehr gesehn,
doch hieß es, sie sei wunderschön.

Drum wollte er es wagen,
die Heck in Stücke schlagen,
was ihm gelang, wie jeder weiß.
Drauf schlich er zum Dornröschen leis.

Da lag sie hingegossen,
wie sehr hat er’s genossen,
sie anzuschaun in aller Pracht,
das Herz hat ihm im Leib gelacht.

Es war zu seinem Glücke
verrutscht ihre Perücke,
so konnt er das Gesicht ansehn,
und das war wirklich wunderschön!

Zwar hatte das Dornröschen
im Höschen gar kein Möschen,
nur einen Dorn, doch der war echt,
das kam den beiden grade recht.

Die wahre Welt der Märchen! Herrlich, Jenny!

Liebe Lottegrüße

Ja, die Wirklichkeit sieht oft anders aus als bei den Gebrüdern Grimm. Nicht umsonst wird unsere Heldin Dornröschen genannt.

Ich hoffe, den Queens gefällt's. Habe es nun doch noch geschafft, für heute abend drei Märchen zu dichten.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Wär ich Dornröschen einst gewesen,
dann würd ich wohl noch heute ruhn,
in deinem Märchen kann man lesen,
was Prinzen nun mal gerne tun.

Drum will ich keinen Prinzen haben,
ich möchte lieber einen Mann,
von mir aus einen Bettelknaben,
mit dem ich Pferde stehlen kann.

Liebe Seeräuber-Jenny,

wieder ein klasse Gedicht von dir.

Gern und schmunzelnd gelesen, deine grimmsche Version.

Liebe Grüße

Leo

Und deine Version ist auch nicht von schlechten Eltern, liebe Leo!

Leider wurde unsere letzte Show, die Grimms Märchen zum Thema hatte, wegen angeblicher sexualisierter Gewaltdarstellung von ein paar Zuschauern heftig kritisiert, u.a. dieses Gedicht. Der Schluss wurde anscheinend als Vergewaltigung verstanden. Zwar könnte ich auf meine künstlerische Freiheit pochen, aber ehrlich gesagt hatte ich selbst ein mulmiges Gefühl, als ich die letzte Zeile schrieb. Um Missverständnisse zu vermeiden habe ich die letzte Zeile geändert.

Statt "und kam dem Prinzen grade recht" lautet sie jetzt "das kam den beiden grade recht".

Allerdings bekommen unsere Kritiker_innen noch die passende Antwort.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber das Gedicht, welches sich ja auf ein Märchen und nicht auf eine reale Begebenheit bezieht, empfinde ich nicht als sexistisch. Es ist frivol, aber man muss sich nicht gleich aufregen. Es regt sich ja auch keiner über die Gewaltverherrlichungen in Märchen auf.
Ich finde es sehr gelungen und die romantische Version von Letreo ist einfach süß!

Sirius

Kritik ist immer gut, liebe Seeräuber-Jenny, auch wenn sie negativ ausfällt.
In diesem Falle, empfinde ich sie allerdings ganz schön übertrieben.
Freut mich, dass es noch eine passende Antwort geben wird.

Zitat

---

Und deine Version ist auch nicht von schlechten Eltern, liebe Leo!

---

Zitat

---

...und die romantische Version von Letreo ist einfach süß!

---

Danke euch zwei Beiden.

Leo

Danke für den Zuspruch, ihr Lieben!

Du hast vollkommen recht, Sirius. Eine der Künstlerinnen schrieb auch, dass Grimms Märchen an sich nicht harmlos sind. Das kann ich bestätigen, denn als Kind habe ich mich oft gefürchtet, wenn ich abends im Bett Grimms Märchen las.

Das Gedicht wurde kritisiert, weil der Prinz Dornröschen angeblich nicht wach geküsst, sondern den Schlafenden gleich ausgezogen hätte. Ich finde es unlogisch, hier eine Vergewaltigung zu vermuten. Denn was hätte dem Prinzen wohl der "Dorn" eines Schlafenden genützt? Das hätte doch höchstens funktioniert, wenn Dornröschen eine Frau gewesen wäre.

Nun ja, mit der veränderten letzten Zeile wird deutlich, dass beide ihren Spaß hatten.

Es wurden noch andere Nummern kritisiert, u.a. das Lied "Jeanny" von Falco. Doch ich bin der Meinung, dass Gewalt ruhig thematisiert werden sollte. Sie gehört zum Alltag und wird leider viel zu oft tot geschwiegen, außer wenn die Täter aus Nordafrika stammen.

Außerdem befinden wir uns in guter Gesellschaft. Die Gebrüder Grimm selbst mussten sich auch Kritik gefallen lassen. Vom Märchen "Rapunzel" gibt es zwei Fassungen. In der ersten wird Rapunzel vom Prinzen im Turm geschwängert, worauf sie davon gejagt wird. Aufgrund von Protesten sahen sich die Gebrüder Grimm genötigt, diese Version aus dem Verkehr zu ziehen und durch eine jugendfreie Variante zu ersetzen.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny