Yandex – ein Tech-Unternehmen kreiert Zombies
Am Anfang war Yandex ein hippes russisches Tech-Start-up. Dann wurde es zum grössten Propagandainstrument des Kreml. Jetzt versucht das Unternehmen verzweifelt, seine toxischen Produkte loszuwerden und zu seinen Wurzeln zurückzukehren.
Wer in Russland etwas im Internet sucht, wird den Begriff vielleicht googeln. Doch wahrscheinlicher wird er oder sie den Begriff yandexen.
Yandex.ru ist mit 60 Prozent Marktanteil die führende russische Suchmaschine. Doch ihre Startseite ist viel mehr als das: Sie ist quasi das Eintrittstor zum russischen Internet. Yandex bietet Nachrichten, Wetterberichte, Videos, E-Mail- und Streamingdienste, Blogs, Transportangebote und Essenslieferungen aus einer Hand an. Auch virtuelle Assistenten, Lieferroboter und selbstfahrende Autos hat Yandex im Angebot.
Die Erfinder von Yandex haben ihre Suchmaschine zeitgleich mit der US-Konkurrenz gestartet. Es ist eines der wenigen grossen Tech-Unternehmen, die von einer Frau mitgegründet und zuletzt von einer Frau geführt worden sind. Und auch wenn ausserhalb von Russland kaum jemand den Namen des Konzerns mit knapp 20’000 Mitarbeitenden kennt, bezeichnet sich Yandex selbst als grösstes europäisches IT-Unternehmen.
Noch am 22. Februar – zwei Tage bevor der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine begann – präsentierten sich zwei gut gelaunte Moderatoren in Hoodies und mit grossen Kaffeetassen in der firmeneigenen Gesprächsreihe «Ya Talks». Sie plauderten mit zwei Machine-learning-Experten über die virtuelle Assistentin Alisha: was die digitale Helferin bereits alles versteht, welche Wörter sie noch falsch ausspricht. Die Stimmung war gut, die Aussichten für 2022 sahen vielversprechend aus, das Unternehmen hatte im Jahr zuvor 2,5 Milliarden Euro Umsatz gemacht.
Dann kam der 24. Februar 2022.
Die Yandex-Geschäftsführer traten nacheinander ab, der Handel an der US-Börse Nasdaq wurde ausgesetzt und die Unternehmensaktie brach um 75 Prozent ein. Ausländische Partner zogen sich reihenweise zurück, bis zu einem Viertel der Belegschaft flüchtete ins Ausland.
Heute steckt das Unternehmen in einer tiefen Krise, in die es sich selbst manövriert hat: Das Konglomerat mit Sitz in Moskau ging eine gefährliche Liaison mit dem Kreml ein. Einerseits aus protektionistischen Gründen, um gegen den Tech-Giganten Google aus den USA zu bestehen. Andererseits aus politischem Opportunismus, um in Ruhe gelassen zu werden.
Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Denn die EU macht Yandex für die Desinformation der russischen Bevölkerung mitverantwortlich und hat die Führungskader des Unternehmens mit Sanktionen belegt.
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https://www.republik.ch/2022/07/14/putin..._eid=7a83bdcc66
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