BERLINS 29-EURO-TICKET
Verkehrswende geht anders
Berlin führt auf eigene Faust ein Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket ein. Doch mit einer unkomplizierten und günstigen Entlastungsmaßnahme hat das 29-Euro-Ticket in der Hauptstadt wenig zu tun. Es klingt eher nach einer Abo-Falle.
Es verwundert kaum, dass die Hauptstadt Berlin regelmäßig zum Gespött der restlichen Bundesrepublik wird. Nicht einmal eine Wahl kann man dort offenbar verfassungsgemäß durchführen. Zuletzt kündigte man eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets an (der einzigen wirklich überzeugenden Entlastungsmaßnahme der vergangenen Monate), um am Ende eine überbürokratisierte Abo-Falle anzubieten, die einen nur ratlos zurücklassen kann.
Statt 9 Euro kostet das Berliner Monatsticket nun 29 Euro, es ist lediglich im Jahresabo erhältlich, und der Rabatt gilt nur für drei Monate. Es besteht zwar ein Sonderkündigungsrecht nach Ende der vergünstigten drei Monate – aber wer als Neukunde vergisst zu kündigen, hat danach für weitere neun Monate ein Abo zum regulären Preis am Hals, das aktuell 86 Euro monatlich für das Stadtgebiet kostet. Das Modell klingt eher nach einer Abo-Falle, bei der man hofft, dass genug Kunden vergessen zu kündigen.
Man kennt derlei „Angebote“ unter anderem von Telefonanbietern. Diese locken mit günstigen Monatspreisen, um dauerhafte Vertragsabschlüsse zu generieren und ziehen dann häufig die Preise an. Zwar schreiben die Berliner Verkehrsbetriebe auf ihrer Website, dass man ab Januar in ein bundesweites Nachfolgeticket für das 9-Euro-Ticket wechseln könnte – doch wann und in welcher Form es eine Nachfolgeregelung geben wird, ist noch nicht bekannt.
Was genau hat diese überkomplizierte Aktion mit der Idee eines niedrigschwelligen günstigen Mobilitätsangebots zu tun? Das Ticket lässt sich nicht monatlich kaufen und am Automaten lösen. Für Bedürftige ist die Fahrkarte in Inflationszeiten mit 29 Euro zudem einfach zu teuer. Es ist sogar 1,50 Euro teurer als das gängige Berliner Sozialticket. Hartz-IV-Empfänger profitieren also gar nicht. Zudem können Bedürftige so nicht von Monat zu Monat entscheiden, ob das vom Staat klein gerechnete Budget für eine Fahrkarte reicht. Stattdessen müssen sie eine dauerhafte Zahlungsverpflichtung eingehen.
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