Hugo Ball
Frühlingslied
So hast Du in Behutsamkeit
Mit Lauben und mit Ranken
Den Garten meiner Nacht umsäumt.
Jetzt lächeln die Gedanken.
Nun singen mir im Gitterwerk
Die süßen Nachtigallen
Und wo ich immer lauschen mag,
Will mir ein Lied einfallen.
Die Sonne blüht aus Deinem Blick
Und geht in meinem unter.
So schenkst Du mir den schönen Tag,
Ein mildes Sternenwunder.
So hast Du meinen dunklen Traum
Durchleuchtet aller Enden
Und wo ich immer schreiten mag,
Begegn' ich Deinen Händen.
Reset the World!
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Atem
Wieder einmal ist Juni geworden.
Wieder noch einmal solch eine Nacht.
Halbhelle Nacht im halbhohen Norden.
Wieder noch einmal zur Liebe erwacht.
Wieder noch einmal das sichere Wissen:
Es gibt keine höhere Weisheit als Glück.
In einem Atem zur Lust hingerissen.
Das Leben bäumt auf. Der Tod fällt zurück.
Gesegneter Juni mit seinen Jasminen,
Holundern, Rosen und all ihrem Duft.
Wie winterlich alt wir uns eben noch schienen.
Und nun diese Juninacht! Lenzige Luft.
Eva Strittmatter
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Am Morgen
Die frühe Sonne malt den Himmel rosenfingrig in Pastell,
will zu Beginn nicht allzuviel ihrer Energie vergeuden.
Tautropfig ein Geweb , verglitzernd morgenhell.
Mein Herz geht aus und findet Freuden.
Mein Herz geht aus? Es bleibt mir besser drin.
Es geht nicht aus, ist längst nicht ausgeschaltet.
Und leise summt es etwas für mich hin.
Ein Frühlingslied, so neu und so veraltet.
Martin Buchholz
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Wie kann er nur? Nach diesen sonnensatten, frühlingshaften Tagen kommt er heute windig kalt und nass um die Ecke.
Komm Frühling! Lass dich nicht lumpen! Wir brauchen dich mehr denn je!
Zwanzigster März Zweitausendzwanzig
Ein Lenz, wie ihn noch keiner sah,
der einsam durch den Park spaziert,
dem Winter folgt, der keiner war,
hat sich bislang nicht infiziert.
Er giert auch nicht nach Klopapier.
Deswegen bleibt er erstmal hier.
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Wird Zeit, dass der Lenz sich an der Sonne infiziert, Lotte.
Und schön, dass du immer mal wieder schreibst!
Sirius
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Frühling muss her
Überall nur Bleichgesichter,
mittendrin ein armer Dichter,
nirgendwo ein Hoffnungsgrün,
schnell bringt meine Medizin!
Klart sie auf die trübe Lage,
seht das bitte nicht als Klage,
lasst mich nur ein Lichtlein blicken,
dürft es gern per Post mir schicken...
Leo
Schreiben macht schön.
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Nun scheint ja die Sonne unentwegt, Leo, es ist nur ein wenig kühl.
Aber wir sollen ja sowieso nicht raus.
So bleibt uns aber immer noch dein feiner lyrischer Aufruf!
Sirius
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Ich glaube im Norden hat sich die Sonne noch rar gemacht, Sirius, und frühlingshaft sind die Temperaturen trotz Sonne satt derzeit eher nicht.
Von deinen flehendlichen Zeilen wird sich der Frühling sicherlich erweichen lassen, Leo. Halte durch, er ist auf dem Weg!
Sonnige Lottegrüße
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Ja, die Sonne scheint hier auch, nur irgendwie will sich das passende Gefühl nicht einstellen.
Aber ich halte durch und ein bisschen draußen war ich ich auch!
Danke fürs Kommentieren, euch zweien.
Leo
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Frühlingsahnen
Wohlig merken unsre Sinne
Nun den Frühling allgemach.
Denn es trauft aus jeder Rinne,
Und es tropft von jedem Dach.
Leise regt sich im Theater
Dieser Welt ein Liebeston;
Nächtens schreien viele Kater,
Und der Hase rammelt schon.
So auch uns ergreift die Glieder
Wundersame Lebenskraft;
Selbst solide Seifensieder
Fühlen ihren Knopensaft.
Treiben das Geschäft der Paarung!
Lasset der Natur den Lauf!
Denn ihr wisset aus Erfahrung,
Einmal hört es leider auf.
Ludwig Thoma
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Wieder Frühling
Frühling klopft an jedes Herz,
Krokusse und Primeln sprießen,
und ein jugendlicher März
küsst die erwachten Wiesen.
Wolken weiß am Himmel stehn
wieder mild die Lüfte.
Trübe Schauer sacht verwehn
in dem Zauber erster Düfte.
Ja, das Wunder dieser Welt
wieder neu erwacht.
Und auch dich im Arme hält,
Herz, hast du´s bedacht?
Carlo Jacob
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Ja, Frühling ist's, wer wollte das verneinen. Er gibt sich wirklich alle Mühe und doch fühlt sich alles so fremd an. Aber, wie auch immer, Ostern naht mit Riesenschritten und manch einer wird sich schon die Frage gestellt haben: "Darf der Osterhase überhaupt kommen?". Die neuseeländische Premierministerin, Jacinda Ardern, ist sich sicher, dass der Job des Osterhasen, ebenso wie der der Zahnfee, zu den systemrelevanten Berufen gehört. Na dann, ist ja alles bestens.
Euch, ihr Lieben, wünsche ich ein wunderschönes Osterfest. Macht's Beste draus!
Fröhliche Ostern
Da seht aufs neue dieses alte Wunder:
Der Osterhase kakelt wie ein Huhn
und fabriziert dort unter dem Holunder
ein Ei und noch ein Ei und hat zu tun.
Und auch der Mensch reckt frohbewegt die Glieder –
er zählt die Kinderchens: eins, zwei und drei ...
Ja, was errötet denn die Gattin wieder?
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!
Der fleißige Kaufherr aber packt die Ware
ins pappne Ei zum besseren Konsum:
Ein seidnes Schnupftuch, Nadeln für die Haare,
die Glitzerbrosche und das Riechparfuhm.
Das junge Volk, so Mädchen wie die Knaben,
sucht die voll Sinn versteckte Leckerei.
Man ruft beglückt, wenn sie's gefunden haben:
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!
Und Hans und Lene steckens in die Jacke,
das liebe Osterei – wen freut es nicht?
Glatt, wohlfeil, etwas süßlich im Geschmacke,
und ohne jedes innre Gleichgewicht.
Die deutsche Politik ... Was wollt ich sagen?
Bei uns zu Lande ist das einerlei –
und kurz und gut: Verderbt euch nicht den Magen!
Vergnügtes Fest! Vergnügtes Osterei!
Theobald Tiger alias Kurt Tucholsky
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Frühling über der Stadt
Der Streusalz schläft schon tief im Keller,
doch auf der Straße gibt es Spaß.
Die Luft ist weich und soviel heller
und riecht so nach – ich weiß nicht was.
Heut leckt man Eis aus Waffeltüten,
und leichte Kleidung dominiert.
Die alten Sträucher wagen Blüten,
die Sonne scheint und man flaniert
nach Herzenslust und ohne Reue.
Das Stubenhocken ist vorbei.
Der Himmel steht in schönster Bläue,
und wir sind wieder mal dabei.
Hans-Hermann Mahnken
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Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Aus einem April
Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern
schwer war;
zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er
leer war, –
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden
Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Alle Geräusche ducken sich ganz
in die glänzenden Knospen der Reiser.
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Im Frühling zu singen
Ich liebe deine weißen Haare
und zähle sie von Zeit zu Zeit.
Frühling weckt an Winters Bahre
Rosenköpfchens Lieblichkeit.
Liebe, dass ich sie bewahre
wie der Jugend Zauberkleid.
Komm,o komm, du Wunderbare,
tau hinweg des Winters Leid.
Meine liebsten Frühlingskünstler,
das sind deine weißen Haare.
Blüten ähnlich, die nicht minder
duftend sich zur Sonne ranken.
Und im Spiegel der Gedanken
strahlt dein Auge mir, das klare.
Kurt Dieman-Dichtl
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