Frühling
Hugo Ball
So hast du in Behutsamkeit
Mit Lauben und mit Ranken
Den Garten meiner Nacht umsäumt
Jetzt lächeln die Gedanken.
Nun singen mir im Gitterwerk
Die süßen Nachtigallen
Und wo ich immer lauschen mag
Will mir ein Lied einfallen.
Die Sonne strahlt in deinem Blick
Und geht in meinem unter.
So schenkst du mir den schönen Tag
Ein mildes Sternenwunder.
So hast du meinen dunklen Traum
Durchleuchtet aller Enden
Und wo ich immer schreiten mag,
Begegne ich deinen Händen.
Reset the World!
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Mit Ruhm hat er sich nicht bekleckert, der Mai. Erst mit den letzte Atemzügen hauchte er uns die Sonne ins Gesicht. Darum lasse ich ihn ausnahmsweise gerne seines Weges gehen und hoffe dass der Juni einen schönen Sommer im Gepäck hat.
Der Mai hat seine Schuldigkeit getan
der Mai kann gehen
ein milder Winter brach sich Bahn
ließ Winde wehen
sie trieben Wolken immerfort
von West nach Ost
und blieben sie mal nimmer dort
dann kam der Frost.
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Märztag
Wolkenschatten fliehen über Felder,
blau umdunstet stehen ferne Wälder.
Kraniche, die hoch die Luft durchpflügen,
kommen schreiend an in Wanderzügen.
Lerchen steigen schon in lauten Schwärmen,
überall ein erstes Frühlingslärmen.
Lustig flattern, Mädchen, deine Bänder,
kurzes Glück träumt durch die weiten Länder.
Kurzes Glück schwamm mit den Wolkenmassen,
wollt´ es halten, musst´ es schwimmen lassen.
Detlev von Liliencron
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Da ist er! Kaum mehr zu übersehen. Mit einem Tag Verspätung zwar, aber dafür heute um so versöhnlicher. Was für ein Frühlingstag! Die Mirabelle vor meiner Terrasse ist förmlich explodiert und alle Bäume und Sträucher, so scheint es, wollen es ihr gleich tun. Vergesst ab und an mal all die schlechten Nachrichten und schaut ihm zu bei seinem Farbenfeuerwerk.
Die blauen Frühlingsaugen
Die blauen Frühlingsaugen
Schau’n aus dem Gras hervor;
Das sind die lieben Veilchen,
Die ich zum Strauß erkor.
Ich pflücke sie und denke,
Und die Gedanken all,
Die mir im Herzen seufzen,
Singt laut die Nachtigall.
Ja, was ich denke, singt sie
Lautschmetternd, daß es schallt;
Mein zärtliches Geheimniß
Weiß schon der ganze Wald.
Heinrich Heine
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März in Wahrheit
Alle Schneisen sind mit Blau ausgegossen.
Der März ist hellblau. Hellblau nicht grün.
Das Kieferngrün ist von Lichtblau umflossen,
In dem, gegens Licht, Lichtstäublein sprühn
Von fliegendem Leben, Mücklein, die schweben
Im okeanisch wogenden Blau.
Allgierig sich erneuerndes Leben
Umbalzt auch mich, die zaudernde Frau.
Eva Strittmatter
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Am Sachsenplatz: Die Nachtigall
Es sang eine Nacht …
Eine Nachti..
Ja Nachtigall am Sachsenplatz
Heute morgen. – Hast du in Berlin
Das je gehört? – Sie sang, so schien
Es mir, für mich, für Ringelnatz.
Und gab mir doch Verlegenheit,
Weil sie dasselbe Jauchzen sang,
Das allen Dichtern früherer Zeit
Durchs Herz in ihre Verse klang.
In schöne Verse!
Nachtigall,
Besuche bitte ab und zu
Den Sachsenplatz;
Dort wohne ich. – Ich weiß, daß du
Nicht Verse suchst von Ringelnatz.
Und hatten doch die Schwärmer recht,
Die dich besangen gut und schlecht.
Joachim Ringelnatz
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Weil es seit drei Tagen regnet
Weil es seit drei Tagen regnet
nahezu lautlos landregnet
greife ich nach meinen drei Farbstiften
blau gelb grün
und bringe einen Himmel
darin eine Sonne
und darunter eine Löwenzahnwiese
aufs Papier —
Der rote Fleck auf der Wiese,
vergossener Wein.
Rainer Brambach
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Der Brambach begeistert mich immer mehr! Mehr davon!
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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ich werde die Augen offenhalten und die Schmankerl, die sich mir zeigen, servieren, Jörn.
Wollte nicht der Frühling kommen?
Wollte nicht der Frühling kommen?
War nicht schon die weiße Decke
von dem Rasenplatz genommen
gegenüber an der Ecke?
Nebenan die schwarze Linde
ließ sogar schon (sollt ich denken)
von besonntem Märzenwinde
kleine, grüne Knospen schwenken.
In die Herzen kam ein Hoffen,
in die Augen kam ein Flüstern -
und man ließ den Mantel offen,
und man blähte weit die Nüstern...
Ja, es waren schöne Tage.
Doch sie haben uns betrogen.
Frost und Sturm und Schnupfenplage
sind schon wieder eingezogen.
Zugeknöpft bis an den Kiefer
flieht der Mensch die Gottesfluren,
wo ein gelblichweißer, tiefer
Schnee versteckt die Frühlingsspuren.
Sturmwind pfeift um nackte Zweige,
und der Rasenplatz ist schlammig.
In mein Los ergeben neige
ich das Auge. Gottverdammich!
Erich Mühsam
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Karfreitag
Dies ist ein ernster Tag der Buße,
des Rückwärtsschauns, der Runzelstirn;
ich überdenke mir in Muße
die letzte Zeit in meinem Hirn.
Was war denn da? Vielleicht ein Sündenbabel?
Ein Teufelsdienst? Ein Satanskult?
Ein Hass, wie Kain einst Abel
den Bauch zersägt in himmlischer Geduld?
Ein Mord? Ein Diebstahl? Eine Lügenzunge?
Ein Feuerbrand-? Ach, gar nichts solcherlei.
Er war so brav, der gute dicke Junge,
und nur ein helles Mädchen war dabei.
Wir haben leider keine Kirchenglocken.
Und ohne sichtbar-güldenen Heiligenschein
Läut ich mir froh in blonden Locken
Mein ganz privates Ostern ein! –
Kurt Tucholsky
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Ist dieser Frühling
mein?
Dieses Himmelhochjauchzen
der Narzissen,
das Streicheln des Windes
über die aufgebrochene Freude?
Nichts ist mein.
Geliehene Welt,
in die ich mich
gepflanzt habe,
die meine Wurzel duldet,
mein Blühen, mein Vergehen.
Nichts ist mein.
Aber das Herzflattern
und das Kurzatmen
meines Glücks
darf ich mir nehmen
solange ich
den Frühling durchhalte.
Lisa Stromszky
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Ein Ostergedicht
Wer ahnte, dass zum Weihnachtsfest
Cornelia mich sitzen läßt?
Das war noch nichts: zu Ostern jetzt
hat sie mich abermals versetzt!
Nun freue ich mich auf Pfingsten-
nicht im geringsten!
Heinz Erhardt
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Zitronenfalter im April
Grausame Frühlingssonne,
Du weckst mich vor der Zeit,
Dem nur in Maienwonne
Die zarte Kost gedeiht!
Ist nicht ein liebes Mädchen hier,
Das auf der Rosenlippe mir
Ein Tröpfchen Honig beut,
So muß ich jämmerlich vergehn
Und wird der Mai mich nimmer sehn
In meinem gelben Kleid.
Eduard Möricke
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April
Kaum angekommen,
wirst du nicht ernst genommen.
Und so geht es weiter.
Bist du heiter,
sagt man: Die Sonne sticht.
Mich
wunderts nicht,
dass einer wie du Hagelkorn schüttet.
Wir haben doch selbst
deinen Ruf zerrüttet.
Iris Hornbogen
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