Mai
Du, Privilegierter,
machst gar nichts verkehrt,
aus deinem Füllhorn
wird immer beschert,
du bist das Wunschkind des Jahres.
Und pinkelst du uns
die Füße klatschnass
und lässt du uns
frieren wie Hunde,
murmelt zufrieden der Kunde:
Das füllt
den Bauern Scheuer und Fass.
Iris Hornbogen
Reset the World!
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Frühling
Selma Meerbaum-Eisinger
Sonne. Und noch ein bißchen aufgetauter Schnee
und Wasser, das von allen Dächern tropft,
und dann ein bloßer Absatz, welcher klopft,
und Straßen, die in nasser Glattheit glänzen,
und Gräser, welche hinter hohen Fenzen
dastehen, wie ein halbverscheuchtes Reh...
Himmel. Und milder, warmer Regen, welcher fällt,
und dann ein Hund, der sinn- und grundlos bellt,
ein Mantel, welcher offen weht,
ein dünnes Kleid, das wie ein Lachen steht,
in einer Kinderhand ein bißchen nasser Schnee
und in den Augen Warten auf den ersten Klee...
Frühling. Die Bäume sind erst jetzt ganz kahl
und jeder Strauch ist wie ein weicher Schall
als erste Nachricht von dem neuen Glück.
Und morgen kehren Schwalben auch zurück.
Reset the World!
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Gar nicht seltsam
Gar nicht seltsam: In mir wiehert ein Roß,
in mir kräht ein Hahn!
Sich strecken, dasein, erwachen,
das Kalenderblatt vom Vortag abreißen
den Spruch auf der Rückseite lesen
und vergessen,
der Linde im Hof guten Maimorgen sagen
und das Fenster weit aufmachen.
Rainer Brambach
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Oh! Das ist jetzt so ganz anders als das bisher von Brambach Gelesene. Jetzt so.... freundlich. Jetzt habe ich es: Bei Brambach hat man das Gefühl, dass seine Gedichte nur aus Brambach kommen können. Das ist so wohltuend un-beliebig.
Der Mai ist die tollste Jahreszeit. Und er hat recht: Irgendwie fühlt man sich eins mit dem ganzen Gezwitscher, Gesonne, Gelichte da draußen.
Danke fürs Kramen, liebe Lotte!
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Für dich, Jörn, und alle Brambach-Fans, zu Pfingsten ein wenig:
Heiterkeit im Garten
Kann ich sagen: Der Brunnen brummt?
Schnittlauch gehört nicht in die Vase,
auch wenn er violett blüht.
Sagt mir, warum nicht?
Ich zerreibe ein Salbeiblatt zwischen den Fingern,
Malven kommen hoch,
ein Regiment von Farnkraut steht mir entgegen.
Saufbrüderchen blühen rot,
ich blau, compostifolium brambachcensis.
Rainer Brambach
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Ja, was für eine Pflanzenpracht! Schönen Dank, Lotte!
Der Brambach kann es.
Jörn
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Glück I
Erotisch gestimmte Tage:
Juni. Die Nächte sind rot.
Liebe und keine Frage.
Herzpause. Und kein Tod.
Eva Strittmatter
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Schaut so aus, als würde der Frühling vorzeitig aufgeben und dem Sommer das Feld überlassen.
Kaum war der Frühling angekommen,
wurde ihm das Früh genommen.
Als auch das Ling sein Ende fand,
zog der Sommer übers Land.
Schenke der Welt mein Lächeln,
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Eine späte Begrüßung des Frühlings. Seit einem Monat soll er ja schon da sein. Das ist zwar in Teilen zu sehen, aber leider nicht zu spüren. Ein eisiger Wind weht über junge Blüten und Blätter und macht nicht den Anschein, als wolle er jemals damit aufhören. Aber vielleicht können wir ja auch bald sagen:
Besagter Lenz ist da
Es ist schon so. Der Frühling kommt in Gang.
Die Bäume räkeln sich. Die Fenster staunen.
Die Luft ist weich, als wäre sie aus Daunen.
Und alles andre ist nicht von Belang.
Nun brauchen alle Hunde eine Braut.
Und Pony Hütchen sagte mir, sie fände:
Die Sonne habe kleine, warme Hände
Und krabble ihr mit diesen auf der Haut.
Die Hausmannsleute stehen stolz vorm Haus.
Man sitzt schon wieder auf Caféterrassen
Und friert nicht mehr und kann sich sehen lassen.
Wer kleine Kinder hat, der fährt sie aus.
Sehr viele Fräuleins haben schwache Knie.
Und in den Adern rollt´s wie süße Sahne.
Am Himmel tanzen blanke Aeroplane.
Man ist vergnügt dabei. Und weiß nicht wie.
Man sollte wieder mal spazierengehn.
Das Blau und Grün und Rot war ganz verblichen.
Der Lenz ist da! Die Welt wird frisch gestrichen!
Die Menschen lächeln, bis sie sich verstehn.
Die Seelen laufen Stelzen durch die Stadt.
Auf dem Balkon stehn Männer ohne Westen
Und säen Kresse in die Blumenkästen.
Wohl dem, der solche Blumenkästen hat!
Die Gärten sind nur noch zum Scheine kahl.
Die Sonne heizt und nimmt am Winter Rache.
Es ist zwar jedes Jahr dieselbe Sache,
doch es ist immer wie zum ersten Mal.
Erich Kästner
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Besagter Lenz ist da....
Ach, ist das schön! Kästner ist schon ein Toller...
Jörn
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Da werde ich dir nicht widersprechen, Jörn.
Staub noch ein Fremdwort.
Die Wiesen naß, die Äcker
dunkelbraun und schwer und feucht,
aber deine warme Hand Ulea
in meiner Hand ein sanftes Gewicht
wandern wir — Geduld heißt die Losung —
durch ein wetterwendisches Geleucht
ein Aprillicht —
Rainer Brambach
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Besagter Lenz ist da
Schön, liebe Lotte, dass du dieses Gedicht präsentierst.;-) Vielleicht lockst du den Guten ja damit endlich hervor!
Liebe Grüße, Leo
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In zwei Tagen ist Sommeranfang. Und wir (mit Ausnahme von Jörn), wir haben dem Frühling nicht eine Zeile gewidmet. Liegt wohl daran, dass unser Repertoir an Regengedichten eher gering ist. So bleibt uns nur, auf den Sommer zu warten und zu hoffen, dass er wunderbare Tage im Gepäck hat, die die Muse wachküssen, weil sie bedichtet werden müssen.
Regenschirm
Gespannt und gewölbt
geht er wellend,
schwarz und würdig
beschützt er dich,
denn der Regen
bringt ihm Erfüllung.
Horst Borgsmüller
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Michter Loment
Hab die Wäsche auf der Leine,
ob sie trocknet weiß ich nicht.
Sonne zeigt sich nur zum Scheine,
wenigstens gibt sie noch Licht.
Schimmert durch die Wolkendecke,
die sich zeigt in buntem Grau.
Ob ich sie vielleicht erschrecke,
weiß ich auch nicht so genau.
Will mir alle Schuld vergeben,
habe damit nichts im Sinn
und so lautet mein Bestreben:
Ich bin gut, so wie ich bin.
Leo
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Zitat von Letreo71 im Beitrag #284
Sonne zeigt sich nur zum Scheine,
Zitat von Letreo71 im Beitrag #284
und so lautet mein Bestreben:
Ich bin gut, so wie ich bin.
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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