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RE: Märzenflecken

#136 von scrabblix , 13.04.2017 22:42

Er wird schon wieder zu dir zurückkommen, Leo, der Frühling.


frühling sei leise!

die katzen im hof legen mäuse vors brett
ein hund wedelt sich um den schwanz
ein zugereister vogel weckt mich auf im falsett
und ich - halt mich selbst in der hand

der morgen zu früh schlägt sich grell an die wand
du wolltest nochmal in den schnee
du brauchst diese höhen für die schussfahrt danach
wintertraum – so hiess auch dein tee

:sei leise, frühling sei leise
sei doch leise
du grüner idjot
warum willst du grad hier deine wurzeln ausschlagen
schau hin – der acker ist tot

ein pferd hämmert jäh mit den hufen ans tor
ein schaf blökt sich durch zum frisör
ein schwein träumt im mist vom offnen vollzug
doch ich geb mein kissen nicht her

ich will meinen blick vor der sonne verbergen
er soll mich nicht treffen ihr strahl
wie damals – als ich noch die felder bestellte
du kamst mir entgegen vom tal

:sei leise frühling sei leise...

ein rauptier schraubt sich bunte flügel ans fell
goldne fliegen feiern ein fest
auch der mück meldet sich zurück in der welt
und wer´s braucht baut sich ein nest

ich hab ja schon eins – viel zu groß und zu breit
da bleib ich drin liegen für immer
vielleicht aber nur bis es hier wieder schneit
und du hier hereinschneist ins zimmer

:sei leise frühling sei leise...

hilfsmüller


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RE: Märzenflecken

#137 von kama tanha , 13.04.2017 23:45

Liebe Leo, dein Gedicht gefällt mir! Die Traurigkeit ist eine bessere Poetin als die Fröhlichkeit, wie ich finde.
Wie schrieb Lotte mal dieses Zitat..."das Glück ist zu selbstgefällig.."?

Aber jedenfalls wünsch ich dir, dass der Frühling in dein Herz einzieht!


"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)

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RE: Märzenflecken

#138 von Letreo71 , 14.04.2017 22:24

Danke, für eure Worte, Mädels.


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RE: Märzenflecken

#139 von Letreo71 , 14.04.2017 22:26

Liebe Lotte,

das Gedicht von hilfsmüller ist ja wohl der Hammer!!!

Danke, Leo


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RE: Märzenflecken

#140 von Jonny , 15.04.2017 16:00

Da ich schließe mich Leo an, ein Klasse Gedicht/Lied von hilfsmüller.
Muss man mehrmals lesen, tue ich aber gerne.

Jonny

 
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RE: Märzenflecken

#141 von scrabblix , 24.04.2017 21:19

Zitternder Flieder

Flieder zittert
in arktischer Luft
konnte die Zeit
nicht erwarten

Winde tragen
den süßen Duft
eilig
durch den Garten

Tauber gurren
um eine Braut
sie will nichts
davon wissen

im Elsternnest
stabil gebaut
ruhts Ei
auf Federkissen

hab dem April
still zugeschaut
werd ihn im Mai
nicht missen.

scrabblix


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RE: Märzenflecken

#142 von Sirius , 24.04.2017 21:56

Ein feines April- und Frühlingsgedicht, Lotte. Auch die Sehnsucht nach dem Mai wird spürbar.

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RE: Märzenflecken

#143 von Letreo71 , 24.04.2017 22:09

Eine schöne Beobachtung, liebe Lotte.


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RE: Märzenflecken

#144 von Jonny , 25.04.2017 19:18

Da hast du diesen April richtig gut verdichtet, liebe Lotte.
Mir gefällt auch die Form, mit der du dein Gedicht gestaltet hast.
Tolle Verse!

Liebe Grüße
Jonny

 
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RE: Märzenflecken

#145 von scrabblix , 01.05.2017 12:11

An dem usseligen Wetter, mit dem uns der Mai begrüßt, hätte der Heinrich sicher Gefallen gefunden.

Im Mai

Die Freunde, die ich geküßt und geliebt,
Die haben das Schlimmste an mir verübt.
Mein Herze bricht; doch droben die Sonne,
Lachend begrüßt sie den Monat der Wonne.

Es blüht der Lenz. Im grünen Wald
Der lustige Vogelgesang erschallt,
Und Mädchen und Blumen, sie lächeln jungfräulich -
O schöne Welt, du bist abscheulich!

Da lob ich mir den Orkus fast;
Dort kränkt uns nirgends ein schnöder Kontrast;
Für leidende Herzen ist es viel besser
Dort unten am stygischen Nachtgewässer.

Sein melancholisches Geräusch,
Der Stymphaliden ödes Gekreisch,
Der Furien Singsang, so schrill und grell,
Dazwischen des Cerberus Gebell -

Das paßt verdrießlich zu Unglück und Qual -
Im Schattenreich, dem traurigen Tal,
In Proserpinens verdammten Domänen,
Ist alles im Einklang mit unseren Tränen.

Hier oben aber, wie grausamlich
Sonne und Rosen stechen sie mich!
Mich höhnt der Himmel, der bläulich und mailich -
O schöne Welt, du bist abscheulich!

Heinrich Heine


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RE: Märzenflecken

#146 von scrabblix , 06.05.2017 00:21

Fast hätte ich eure Kommentare übersehen, ihr Lieben.

Herzlichen Dank euch!

Zur Entschädigung hilfsmüllerische Verse:


Umjebucht

Der Wind wehte vom Festland her -
Der Buchfink roch am Mittelmeer
Schon Blumenwies und Walderdbeer
Und bat so seine Finkin sehr,
Dass sie bald reisefertig wär,
Denn wenn's erst regnet' über'm Meer,
Wär ihm sein Kittel bald zu schwer.
-
Frau Buchfink fiepst, "Ach, Alter
fliech los, ick bleib uff Malta".

hilfsmüller


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RE: Märzenflecken

#147 von Sirius , 06.05.2017 21:59

Wie immer ein lächelnder Treffer. Schade, dass er sich so rar macht.

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RE: Märzenflecken

#148 von scrabblix , 06.05.2017 22:12

Ja, sehr schade! Ich hoffe, es geht ihm gut!

Noch habe ich einen kleinen Vorrat:

Entlein, gib 8!

Eine Schule Entenküken
Schlüpft aus dem gebauten Nest,
Stürzt der Mutter nach ins Nasse -
Ob der Wels sie schwimmen lässt?

Grübelt der doch schon am Grunde,
Wen er heut ergreifen kann
Mit dem überbreiten Munde.
Bis die Entenfüßlein dann

In dem Flusse, klar wie Glas,
Wallers Fressnerv aktiviern.
Schlagartig bewegt sich was…

Sieben mal wird`s noch passiern.

hilfsmüller


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RE: Märzenflecken

#149 von Sirius , 10.05.2017 00:49

Brentano, Clemens (1778-1842)

Frühling darf nur leise hauchen

Frühling darf nur leise hauchen,
Stille Tränen niedertauen,
Komme, willst dein Lieb du schauen,
Blumen öffnen dir die Augen.

In des Baumes dichten Rinden,
In der Blumen Kelch versunken,
Schlummern helle Lebensfunken,
Werden bald den Wald entzünden.


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RE: Märzenflecken

#150 von scrabblix , 10.05.2017 21:37

Mailied

Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch

Und Freud' und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd', o Sonne!
O Glück, o Lust!

O Lieb', o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn!

Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.

O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb' ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!

So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,

Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud' und Mut

Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst!

Johann Wolfgang von Goethe


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