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Gary Shteyngart: Landpartie

#1 von Sirius , 03.03.2023 16:29

Gary Shteyngart: Landpartie

Während in der Stadt die Seuche wütet, flüchten sich ein paar Freunde aufs Land, um ein sinnenfrohes Leben zu genießen und einander Geschichten zu erzählen. Gary Shteyngart hat das Setting aus Giovanni Boccacios Novellenroman "Decamerone" in seinem Roman "Landpartie" übernommen.

Die Stadt ist in seinem Fall New York und die Villa auf dem Land eine Bungalow-Kolonie auf einem Hügel eineinhalb Fahrstunden von der City entfernt.
In dem Landhaus finden sich auf Einladung des russischstämmigen Schriftstellers Senderovsky einige alte Freude aus Universitätstagen ein, um mit gutem Essen, geistvoller Unterhaltung und reichlich geistigen Getränken die Pandemie durchzustehen. Zur illustren Tafelrunde um Senderovsky, seine als Psychotherapeutin arbeitende Frau Masha und ihre aus China adoptierte, "genderfluide" Tochter Natasha gehören unter anderem die aus Südkorea stammende Dating-App-Erfinderin Karen, sowie als Vertreter des weißen Amerika die Essayistin Dee Cameron und ein berühmter Schauspieler.
"Meine Lieben", sagte Senderovsky. "Willkommen im Haus der Völkerfreundschaft, wie wir das in der Union der Sowjetrepubliken zu nennen pflegten. Wir leben in einer Zeit der Angst. (...) Wir haben unsere Stadt verlassen, um einander Gesellschaft zu leisten (...) und wir sind hier, um dafür zu sorgen, dass uns nichts zustößt."

Da sich der Freundeskreis ausschließlich aus weltläufigen Angehörigen der gebildeten, liberalen Ostküstenintelligenz zusammensetzt, hat man genug Stoff für Tischgespräche: Über die von Rassismus vergiftete politische Situation in den USA von Donald Trump, über die Integrationsschwierigkeiten von Immigranten und die vom Zwang zur politischen Korrektheit bestimmte Kulturbranche. Und natürlich schwelgen die Freunde, nun alle um die 50 Jahre alt, in nostalgischen Erinnerungen an ihre Studienzeit, ehemalige Liebesgeschichten und Karriereträume, die sich nicht bei allen erfüllt haben. Ein anderes Leitmotiv ist die Sorge, dass das liberale Amerika zugrunde gehen könnte.

Shteyngarts Corona-Roman ist ein Gesellschaftsroman, gespiegelt in einem Konversationsroman. Aber auch ein Liebesroman, denn einen Großteil der Geschichte nehmen die erotischen Beziehungen zwischen den Freunden ein, die sich in den Monaten ihres Zusammenseins vom Frühling bis zum Herbst 2020 auf unvorhergesehene Weise ändern. Und da Shteyngart alles andere als ein prüder Erzähler ist, schildert er die unvermeidlichen Sexszenen ebenso explizit wie fantasievoll. Immer besticht er durch seinen eleganten, ironischen, metaphernreichen Stil. Die schillernde Figur des berühmten Schauspielers etwa charakterisiert er so:

Weiterlesen:

https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Lan...partie1700.html


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Sirius
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