Warum es so wichtig ist, auch andere Meinungen zu hören
Klima, Corona, Gendern – darüber lässt sich gut streiten. Oft hat man aber gar keine Lust mehr, der anderen Seite zuzuhören. Sinnvoll ist es trotzdem.
Wie sehr kann ich meinen eigenen Meinungen trauen?
Meinungsbildung ist kein rein rationaler Prozess. Die psychologische Forschung zeigt, dass einige eher irrationale Aspekte dabei auch eine wichtige Rolle spielen. Ein Punkt: unsere Erinnerungen.
Woran wir uns erinnern, ist wichtig dafür, wie wir ein bestimmtes Thema sehen. Aber wir erinnern uns nicht immer an alle Fakten zu einem Thema, die wir jemals gelesen haben – sondern nur an das, was in unserem Gehirn eben gerade verfügbar ist. Zum Beispiel die Aspekte, die vor ein paar Tagen in den Nachrichten kamen.
Ein psychologisches Modell geht sogar davon aus, dass Menschen bei der Frage nach ihrer Meinung zu einem Thema einfach nur das abrufen, was sie früher dazu gedacht haben – und das gegebenenfalls anpassen, falls unser Gegenüber uns neue Informationen gegeben hat.
Ein zweiter Punkt in der Meinungsbildung sind die Gefühle zu einem Thema. Sie entscheiden mit darüber, ob man sich eine andere Meinung überhaupt anhört und welche Haltung man dazu entwickelt. Positive Gefühle können dabei helfen, einander zuzuhören, gerade wenn es um kontroverse Themen geht. Wer schon ärgerlich in ein Gespräch geht, wird nicht unbedingt offen für eine andere Meinung sein.
Der dritte Punkt: die Meinung der Mitmenschen. Vor allem wenn sie einer Gruppe angehören, zu der man sich selbst auch zählt. Das können Arbeitskolleg:innen oder die eigene Familie sein, aber auch die politische Gruppierung, der man sich zugehörig fühlt.
Diese Identifikation mit einer Gruppe hat einen erheblichen Einfluss auf die eigenen Meinungen und auch darauf, wem man überhaupt zuhört. Kritik beachten wir zum Beispiel viel eher dann, wenn sie von Menschen aus unserer eigenen Gruppe kommt und nicht sozusagen von außen.
Einfluss von kognitiven Verzerrungen
Der Prozess der Meinungsbildung ist aber nur ein Teil davon, wie irrational unsere Ansichten eigentlich sind. Eine Rolle spielen auch sogenannte kognitive Verzerrungen, oder Biases. Sie beeinflussen, wem wir zuhören und Glauben schenken, welche Informationen wir abspeichern und wie wir unser eigenes Wissen einschätzen. Oft liegen wir bei solchen intuitiven Einschätzungen nämlich daneben.
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