Pistorius sucht »Kanonenfutter«
Anzahl der Bewerber für die Bundeswehr sinkt trotz Werbekampagnen. Minister besucht »Karrierecenter«
Trotz Millioneninvestitionen in Werbung, die Suche nach neuem Kanonenfutter für die Bundeswehr wirkt zusehends verzweifelter. Bundesweit verunglimpfen ihre hetzerischen Plakate die Republik, sie werben im Internet, beim Girls’ Day mit Schülerinnen und in den 16 sogenannten Karrierecentern. Doch all die Mühe scheint vergebens, die Bewerberzahlen der Bundeswehr sinken kontinuierlich. Derzeit zählt die Bundeswehr 180.770 Personen zu ihren Beschäftigten, gewollt sind 203.000. Auf den Rekrutierungslisten weisen alle Tendenzpfeile nach unten.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bestätigte am Mittwoch beim Besuch eines »Karrierecenters« der Streitkräfte in Stuttgart, dass die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber bei der Bundeswehr in diesem Jahr um sieben Prozent gesunken ist. In dem rund 20minütigen Audiostatement, dass das Ministerium auf seiner Website hochgeladen hatte, bezeichnete Pistorius die »Karrierecenter« als »unsere Tür rein in die Gesellschaft, das Fenster zu den Bewerberinnen und Bewerbern«. Es war sein erster Besuch in solch einer Einrichtung seit Beginn seiner Amtszeit. »Raus aus der Kaserne, rein in die Mitte der Gesellschaft«, so das Motto. Allein das »Karrierecenter in Stuttgart habe im vergangenen Jahr rund 300 Veranstaltungen organisiert. Doch die Mitarbeiter des Centers würden auch »gesellschaftliche Veränderungen und Befindlichkeiten« spüren. Jobinteressenten hätten heute eine riesige Auswahl von Angeboten, die Bundeswehr stehe hier in wachsender Konkurrenz mit der Wirtschaft und weiteren Stellen – auch wenn Jobs bei der Bundeswehr sehr »sinnstiftend« seien. Was er genau damit meinte, führte er nicht aus.
Stattdessen kündigte er an, das Ziel einer Erhöhung der Personalzahl auf 203.000 Beschäftigte bis zum Jahr 2031 auf den Prüfstand zu stellen. Die Abbrecherquote von 30 Prozent beim Heer schreibt er »Überforderung« und »Erwartungen« zu. »Die Deutschen« seien sehr gut darin, »ihre eigenen Streitkräfte« schlechtzureden. Er wolle jetzt in für die Bundeswehr eher noch unbekannten Teilen der Bevölkerung nach Bewerbern suchen: Frauen und Menschen mit Migrationsgeschichte und deutschem Pass seien jetzt gefragt. Auf junge Welt-Anfrage vom Mittwoch, was die kostspieligen Werbekampagnen konkret gebracht haben, antwortete Fregattenkapitän Christina Routsi im Namen des Stabs Informationsarbeit Presse des Bundesministeriums der Verteidigung: »Wir haben dem Statement nichts hinzuzufügen«. Eine Antwort auf die Frage war in Pistorius langatmigen Statement allerdings nicht zu finden.
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https://www.jungewelt.de/artikel/456092....onenfutter.html
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