Lisa Roy: Keine gute Geschichte
"Keine gute Geschichte", der Debütroman von Lisa Roy, spielt in einem sogenannten Problemviertel. Die Protagonistin versucht in Katernberg, einem Stadtteil von Essen, mehr über ihre Herkunft herauszufinden.
von Annemarie Stoltenberg
Die Ich-Erzählerin heißt Arielle. Sie ist als Kind von ihrer Großmutter in einem prekären Umfeld erzogen worden. Mit schwierigen Start-Chancen hat sie gleichwohl Karriere gemacht und arbeitet erfolgreich in ihrem Beruf als Managerin. Nur gerade im Moment geht es ihr nicht gut - es ist eine Depression, die sie aus der Bahn wirft. Da bekommt sie einen Anruf von einer Sozialarbeiterin in Essen Katernberg, die sie dringend bittet, sich um ihre Großmutter zu kümmern. Arielle will das nicht, aber sie kann es auch nicht abwehren. Die Großmutter war nie besonders herzlich zu ihr. Außerdem ist sie auf ihre Großmutter wütend, weil sie meint, dass die Großmutter für alles verantwortlich sei, was mit dem Verschwinden ihrer Mutter zu tun hat. Sie war fünf Jahre alt, als die Mutter nicht mehr nach Hause kam. Seitdem sucht sie nach ihr und nach Antworten auf ihre Fragen:
Nicht wissen, was passiert ist, ist schlimmer als jede Wahrheit. Eine Weile, in den Monaten, bevor es für mich in die Klapse ging, war ich besessen von Dokus über verschwundene Personen.
Als Arielle nach Katernberg zurückkommt, ist vieles noch genauso wie vor zwölf Jahren, als sie wegging. Diesmal verschwindet keine Mutter, sondern ein Kind. Mit Großmutter Varuna dagegen sind tausend Kämpfe und erbittertes Schweigen auszufechten.
So war es immer mit uns, schon in meiner Jugend, es gab nur schwere Geschütze. Bei anderen Teenies und ihren Erziehungsberechtigten ging es darum, wann sie zu Hause sein mussten und wie viel Taschengeld sie bekamen. Bei Varuna und mir ging es um Liebe und Verrat, um Leben und Tod. Ich war zu müde, um zu kämpfen.
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