"Letzte Generation" ändert Strategie
Der Kampf um Aufmerksamkeit
Nach fast zwei Jahren Protest macht sich bei der "Letzten Generation" offenbar Enttäuschung und Erschöpfung breit: Das Führungsteam der Klimaschützer will nun laut MDR-Recherchen auch auf neue Formen des Protests setzen.
Von Ben Arnold, MDR
Die "Letzte Generation" ändert ihre Strategie. Das hat das Führungsteam in einem internen Video-Call ihren Mitgliedern bekannt gegeben. Festgehalten wurden die Pläne in einem Strategiepapier, das MDR Investigativ vorliegt. Daraus geht unter anderem hervor, dass die Gruppierung zukünftig etwa öffentliche Auftritte von Politikern als Bühne für ihren Protest instrumentalisieren will.
Für die Änderung der Strategie gibt es offenbar mehrere Gründe. Die Aktivisten hatten gehofft, dass ihre Blockaden und Klebeaktionen im Sommer zu einem "sozialen Kipppunkt" führen würden. Der Gedanke dahinter: Die Bewegung sollte wachsen und die Bevölkerung sich zu großen Teilen mit den Zielen der Klimaschutzbewegung solidarisieren.
Doch die Bewegung habe erkennen müssen, dass dies nicht eingetreten ist, so Kim Schulz, Mitglied des sechsköpfigen Kernteams der "Letzten Generation", in einem internen Video-Call. Eine Aufzeichnung dieses "Kompass-Calls" liegt MDR Investigativ vor. Demnach befände sich die Gruppe in einer Phase von gefühlter Enttäuschung und leide unter Erschöpfungserscheinungen.
Nach fast zwei Jahren des Protests habe eine Normalisierung stattgefunden. Gewalt gegen Aktivisten durch wütende Autofahrer würde immer seltener zu Empörung in der Öffentlichkeit führen. Gleiches gelte für überzogen harte Polizeieinsätze. Für die Gruppe würde es immer schwieriger, die für ihren Protest benötigte Öffentlichkeit herzustellen.
Hinzu kommt, so Schulz, dass sich vor allem der harte Kern der Gruppe zunehmend auch vor Gericht verantworten muss. Die Verfahren würden nicht nur Zeitressourcen binden, sondern seien auch emotional herausfordernd für die Angeklagten. Dadurch sei die Gruppe in ihrer Handlungsfähigkeit geschwächt.
So hat etwa allein die Staatsanwaltschaft Berlin bisher mehr als 2.500 Verfahren gegen Mitglieder der "Letzten Generation" eingeleitet. Die bisher höchste Strafe dabei: acht Monate Haft ohne Bewährung. Dieses Urteil fiel für die Teilnahme an drei Straßenblockaden.
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https://www.tagesschau.de/investigativ/m...ategie-100.html
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