Marc Elsberg: Celsius
"Celsius" hat eine unwiderstehliche Grundidee: Was, wenn die Länder mit den größten Klimasorgen dem untätigen Westen die Pistole auf die Brust setzen? Ein lesenswerter Roman von Marc Elsberg.
von Danny Marques Marcalo
Die Passagiere wurden lauter, Angst brach sich Bahn. "Ufos!" "Eine Alien-Attacke!" So mussten sich die Menschen in den hoch gelegenen Büros des World Trade Centers am 11.September 2001 Sekunden vor dem Einschlag des ersten Flugzeugs gefühlt haben.
Es sind keine Ufos, sondern riesige Klimadrohnen der chinesischen Regierung. Sie lassen chemische Substanzen in die Atmosphäre aus, damit sich eine Art Sonnenschirm bilden soll: Durch weniger Sonneneinstrahlung soll die Temperatur da sinken, wo sie bisher hoch ist. Länder mit gemäßigtem Klima, wie Europa oder die USA, würden dadurch aber deutlich heißer.
Inspiriert ist das Ganze vom Geoengeneering, bei dem der Mensch Einfluss auf das Klima nehmen könnte. "Nachdem der Norden nach wie vor nicht ausreichend handelt, kommen solche Optionen immer stärker ins Spiel", sagt Marc Elsberg. "Es wäre ein schneller, einfacher und gar nicht so wahnsinnig teurer Fix, um uns zumindest ein bisschen Zeit zu verschaffen."
Das US-Repräsentantenhaus hat zum Beispiel kürzlich mehr Forschung auf dem Gebiet des Geoengeneering befürwortet, der Senat dürfte folgen. In seinem Thriller schreibt es Marc Elsberg anders. Es sind die Chinesen und eine Reihe anderer Länder, allesamt von schlechten Klimabedingungen bedroht, die Nägel mit Köpfen machen. Der Westen strenge sich nicht genug an.
"Solchen Erpressungen werden wir nicht nachgeben", sagte der Präsident. "Sorgen sie dafür, dass das ein Ende hat. Sonst haben wir in einer Woche eine Revolution da draußen und sind außerdem als Staat handlungsunfähig!" "So lange wird es nicht mehr dauern", bemerkte Homeland Security.
Marc Elsberg erzählt eine weltumspannende Geschichte. Eine nigerianische Klimaexpertin in Deutschland, ein amerikanischer Investigativreporter in Nigeria, dazu viele Politiker und undurchsichtige Milliardäre. Die Geschichte bleibt dabei immer klar und verständlich, auch wenn, wie immer bei Elsberg, es viel um technische Aspekte geht. Er wundert sich, warum über Klimaschutzmaßnahmen überhaupt diskutiert wird, das sei mal anders gewesen: "Als Jahrgang 67 habe ich schon andere Umweltthemen mitbekommen - Saurer Regen in den 70er-, 80er-Jahren, oder das Ozonloch in den 90ern. Beim Sauren Regen hat man es geschafft, sich international zu verständigen, dass man dagegen vorgehen muss. Es waren ein paar Jahre, bis die sterbenden Wälder in Europa Geschichte waren. Man hat es geschafft, sich innerhalb weniger Jahre auf ein FCKW-Verbot zu einigen."
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https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Cel...elsberg120.html
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