„Peinlich, wie der Schäuble hochgejubelt wird“
Wolfgang Schäuble ist am 27.12. gestorben. Wie immer, wenn ein Mensch stirbt, ist das traurig für die Familie. Eigentlich würde Schäuble eine gerechte Beurteilung verdienen. Aber Deutschlands Medien sind angefüllt von Lobeshymnen. Die Missachtung der Schattenseiten des CDU-Politikers in der veröffentlichen Meinung ist bemerkenswert. Nicht nur uns fällt das auf. Von einem Leser der NachDenkSeiten stammt die Überschrift dieses Artikels. Was hier abgeht, ist peinlich. Wenn Sie ein bisschen besser informiert werden wollen, dann geben Sie einfach „Schäuble“ in die Suchfunktion der NachDenkSeiten ein. Es erscheinen dann eine große Zahl von einschlägigen Artikeln.
Zum Beispiel dieser hier:
Präsident mit Barspende?
Er forderte die Regierung Schröder auf, mit George Bush in den Krieg zu ziehen, er kassierte eine dubiose 100.000-Mark-Spende. In der CDU/CSU scheint alles möglich. Bis vor kurzem heftig in die CDU-Parteispendenaffäre verwickelt, bringt sich Wolfgang Schäuble als Nachfolger von Johannes Rau im Amt des Bundespräsidenten ins Gespräch. Von Albrecht Müller, vorwärts 11/2003, Kolumne Gegen den Strom.
Stellen wir uns vor: der Parteivorsitzende der SPD erhält 100.000 D-Mark, heute 50.000 Euro, in bar. Er wundert sich nicht darüber, dass die Spende von einem Waffenhändler und in bar überreicht wird und gibt das Geld weiter an seine Partei. Neun Jahre nach dieser auffälligen Bar-Geldübergabe in Zeiten des bargeldlosen Verkehrs wird der – inzwischen demontierte – Partei-Vorsitzende zum Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten ausgerufen.
Die Hölle wäre los, wenn dieser Vorgang sich in den Reihen der SPD abspielen würde. Die Journalisten würden sich das Maul zerreißen. Und mit Recht würden sie das tun. Denn Bargeld fließt nur, wenn es entweder schwarz verdient ist oder eine Gegenleistung des beschenkten Politikers bezahlt wird, die nicht bekannt werden soll. In den meisten Fällen dieser Art wird gegen geltendes Recht verstoßen, ein Zeichen des Verfalls politischer Sitten.
Das Bargeld wurde aber nicht an einen Sozi gezahlt. Und zum Bundespräsidenten kandidieren auch nicht die ehemaligen SPD-Vorsitzenden Vogel oder Engholm, Scharping oder Lafontaine. Es schickt sich an zu kandidieren: Wolfgang Schäuble von der CDU. Da regt sich nichts bei der Journaille. Was da an miesen Geschichten war, ist in ihren Augen wohl durchgehend ehrenwert, weil ihre Meinungsführer Teil dieser ehrenwerten konservativen Gesellschaft sind, die Sonntags die Moral und die Werte hochhält und es Montags als Delikt unter Kavalieren erachtet, wenn 100.000 in bar bezahlt werden, oder wenn Altkanzler Kohl nach getaner Arbeit 600.000 per annum von Kirch erhält, usw. mit Koch und Kiep und Strauß, Gott hab ihn selig.
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