Richter kontert Klimaaktivistin: "Der Mensch wird sowieso aussterben"
Unter Tränen verteidigt sich Klimaaktivistin Carla Hinrichs vor Gericht. In dem Prozess könnte es noch zu einer Überraschung kommen.
Am Donnerstag wurde es emotional im Amtsgericht Berlin-Tiergarten – und politisch. Dort stand die Klimaaktivistin Carla Hinrichs vor Gericht. Die 26-Jährige ist Sprecherin der "Letzten Generation": Sie tritt in Talkshows auf, auf Social Media – und nun auch vor Gericht.
Vorgeworfen wird ihr Nötigung. Hinrichs hatte sich am 10. Februar 2022 an einer Straßenblockade auf dem Spandauer Damm in Berlin beteiligt, wurde von Polizisten von der Fahrbahn getragen.
Bei der Verhandlung wird schnell klar: Hier geht es um mehr, es geht um Grundsätzliches. Gleich zu Beginn gibt Hinrichs ihren Einsatz bei der Blockadeaktion zu. Dennoch fordern sie und ihr Verteidiger Gerd Winter, ein Professor der Studentin einen Freispruch. "Ich bin der Meinung, keine Straftat begangen zu haben", so Hinrichs.
Zwar wurden die Autofahrer an der Weiterfahrt gehindert, also genötigt, stehenzubleiben und die Auflösung der Blockade abzuwarten. Doch sieht Hinrichs, die ihr Studium für den Einsatz im Klimawiderstand unterbrochen hat, das Recht auf ihrer Seite. Der Richter müsse die Hintergründe der Aktion mitbewerten, so die Aktivistin. "Durch die Klimakrise bin ich unmittelbar bedroht", so Hinrichs. Dies müsse der Richter in sein Urteil mit einfließen lassen, schließlich habe die Aktion der Gefahrenabwehr gedient.
Bei dieser Strategie scheinen sich Hinrichs und Winter jedoch zunächst verrechnet zu haben. Zwar scheint der Richter Christoph Weyreuther bei einem Punkt mit der Aktivistin einer Meinung zu sein: die Bedrohung durch den Klimawandel. "Das ist eine Überzeugung, die ich durchaus teile", so Weyreuther während der Verhandlung. Doch bei der Wahl der Mittel scheint sich kein Konsens zu finden. Hinrichs hält die Blockadeaktionen für den einzig gangbaren Weg, eine Änderung der öffentlichen Meinung und Politik zu erwirken. Genau diesen Weg hält Weyreuther für grundfalsch. Aus dieser Überzeugung macht er auch im Prozess keinen Hehl. "Es geht nicht um ihr Ziel, sondern die Art und Weise."
Immer wieder geraten die Aktivistin und der Richter verbal aneinander, schmeißen sich Aussagen und Argumente um die Ohren. Der Richter stellt provokante Fragen, die er mit einem vorangestellten "Jetzt mal überspitzt gesagt ..." abzuschwächen versucht. Ein Beispiel: "Jetzt mal überspitzt gesagt, wenn Ihren Forderungen in Deutschland nachgekommen wird, ist dann die globale Krise abgesagt?"
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