Giftige Gemeinnützigkeit
Offiziell setzt sich die Syngenta-Stiftung für eine nachhaltige Landwirtschaft und das Wohl von Kleinbäuerinnen in Entwicklungsländern ein. Doch unsere Recherche zeigt: In unterstützten Projekten in Kenia werden hochgefährliche Pestizide ohne Schutzausrüstung verkauft und eingesetzt.
Im Dorf Kirimangai, im fruchtbaren Rift Valley nördlich von Nairobi, steht Priscila Wambui hinter der hölzernen Theke ihres Ladens. Die kenianische Kleinbäuerin trägt eine grüne Schürze mit dem Syngenta-Logo, an den Wänden des kleinen Raums hängen Plakate des weltgrössten Pestizidproduzenten: «Malkia Kale» für perfekten Federkohl, «Revus» gegen Mehltau oder «Triperio F1» für besonders pralle Kohlköpfe.
Seit vier Jahren ist Priscila Wambuis Shop ein offizieller «Farmers Hub» der Schweizer Syngenta Stiftung für nachhaltige Landwirtschaft.
Die Kleinbäuerin profitiert von erleichtertem Zugang zu Pestiziden und Saatgut und wird beim Verkauf ihrer Ernte unterstützt. Zudem finden bei ihr Produktpräsentationen und Trainings statt – etwa zum Thema klimaresistente Landwirtschaft. Wambui ist zufrieden: «Die Ernten sind besser und meine Profite haben zugenommen.»
Die Syngenta-Stiftung mit Sitz in Basel ist gemeinnützig, realisiert weltweit Projekte mit renommierten Entwicklungs- und Forschungspartnern und fördert laut Stiftungszweck eine nachhaltige Landwirtschaft.
Doch wie sieht die Realität auf den Feldern Kenias aus? Wie nachhaltig ist das Engagement der Stiftung tatsächlich? Im Rahmen einer gemeinsamen Recherche haben Tamedia und das investigative Recherche-Team Reflekt sechs «Farmers Hubs» der Syngenta-Stiftung in Kenia besucht.
Kein Schutz gegen giftige Mittel
Zahlreiche Syngenta-Produkte in Priscila Wambuis Shop sind laut UN-Weltgesundheitsorganisation WHO hochgefährlich für Mensch und Umwelt. «Pegasus» etwa darf seit 2021 in der Schweiz weder verwendet noch exportiert werden. «Daconil» ist akut toxisch und wahrscheinlich krebserregend, dazu in der EU und der Schweiz verboten. «Karate Zeon» enthält einen akut toxischen Wirkstoff, der vermutlich dem Hormonhaushalt schadet und die Fruchtbarkeit beeinträchtigt.
Wer solche Pestizide anwendet, muss zwingend Schutzkleidung tragen. So steht es in den Produktbeschreibungen von Syngenta und so will es der internationale «Code of Conduct» für das Pestizidmanagement der UNO. Eine vollständige Schutzkleidung besteht aus Atemmaske und Schutzbrille, Handschuhen, Overall und Stiefeln aus speziellem, chemikalienresistentem Plastik. Im «Farmers Hub» von Priscila Wambui wird nichts davon angeboten.
Weiterlesen:
https://reflekt.ch/recherchen/syngenta/
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