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Alda Merini: „Die schönsten Gedichte schreibt man auf Steine“

#1 von Sirius , 22.10.2024 15:11

Alda Merini: „Die schönsten Gedichte schreibt man auf Steine“

Von Nico Bleutge

Bienenkunst der Poesie: Die italienische Dichterin Alda Merini besingt die
Widersprüche des Lebens. Sie zeigt die Welt als Irrenhaus und macht sich zugleich
auf die Suche nach der Liebe und nach Gott.

Eine Biene fliegt durch diese Gedichte. Keine liebenswürdige Imme, die summend von Blüte
zu Blüte eilt, sondern eine, deren „Gift“ mehrfach erwähnt wird. Man kann in ihr ein Bild der
Dichterin sehen, gilt doch die Biene mit ihrem Wabenbau seit der Antike als Symbol für die
Poesie. Ihre beseelende Honigkraft erlaubt es, gleichsam aus voller Insektenbrust zu singen.
Bei Alda Merini heißt es etwas gedämpfter: „Vielleicht muss man gestochen werden / von
einer giftigen Biene, / um Botschaften auszusenden / und um die Steine zu bitten, / dir Licht
zu schicken.“

So kann man sich nur freuen, dass jetzt ein
Auswahlband mit Merinis Gedichten erschienen ist,
der einmal quer durch ihr lyrisches Werk führt. Vor dem Hintergrund der großen Popularität,
die man ihr auch hierzulande wünscht, ist es nur konsequent, dass der Band in Form eines
kleinen Handbuchs daherkommt, das sich in jede Hosentasche packen lässt. Die heimelige
Aufmachung steht jedoch in hartem Gegensatz zu den Gedichten. Die „giftige Biene“ ist auch
ein Bild für die Leiden des Lebens. Schon Merinis erster Gedichtband „Die Gegenwart des
Orpheus“, der 1953 erschien, ist durchweht von Atmosphären der Trauer, der Einsamkeit
und der Schmerzen, deren einziges momenthaftes Gegenglück die Liebe ist.

Die Gedichte sind zugleich Zeugnisse einer großen Gottessuche. Merinis Kunst besteht
darin, die grundsätzliche Widersprüchlichkeit des Daseins mitzudenken. Empfindungen und
Dinge sind hier immer auf ihre Negation bezogen – und die poetischen Bilder verschlungen,
als habe die Dichterin „ein Netz gespannt um die Schönheiten“. Dabei ist ihre Sprache völlig
klar. Was nicht zu verwechseln ist mit schlechter Einfachheit. Eher haben die Verse etwas
Elementares, in dem Sinn, dass Merini kurze Einzelwörter wie „Tag“, „Körper“ oder „Tod“
verwendet, um dann in ganz eigene metaphorische Fügungen zu kippen. Nur in den späten
Gedichten versteigt sie sich ab und an dazu, tatsächliche Botschaften auszusenden.

Weiterlesen:

https://bilder.deutschlandfunk.de/6d/80/...-steine-100.pdf


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Sirius
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