Ich muss mal ein kleines, langweiliges Geständnis ablegen: Meine Mutti selig hatte bei mir, als ich ein Kind war, einen Intelligenztest vornehmen lassen, weil ich ihr etwas aus der Spur zu laufen drohte. Jawoll-ja, schon als Kind. Nun, später als Erwachsener konnte ich unter ihren Papieren das Ergebnis einlesen: Unglaublich clever, falls die damals nicht andere Messlatten verwendeten.
In der Tat hatte ich schon immer den leisen Verdacht, etwas schlauer zu sein als die meisten Anderen. Das passiert allerdings fast Jedem und beweist erst Mal gar nichts. Aus diesem Argwohn heraus kam ich zu folgenden Schlüssen: Intelligenz ist für das Überleben nicht notwendig – selbst Grottenolme, die selten über Universitätsbildung verfügen, werden damit seit Jahrtausenden fertig. Hüte dich vor zu viel Intelligenz. Diese kann, genau so wie die Emotionen, völlig idiotisch Amok laufen.
Auf der anderen Seite habe ich eine totale Rechts-Links-Schwäche (Links ist die andere Seite von dem Händeschüttelpfötchen), weiß nicht automatisch wo Westen liegt (Norden oben, Osten …, äh, rechts, glaube ich, auf drei Uhr, Süden, unten, und nun weiß ich wo auf der Karte Westen liegt. Ich kann nicht sagen ob das 'K' im Alphabet vor oder hinter dem 'O' kommt, und muss in Gedanken das Ganze runterrasseln. Im Auswendig-Lernen war ich wiederum immer schon Spitze. Und im Boden- und Geräteturnen auch, alles Tätigkeiten mit geringer intellektueller Herausforderung.
Natürlich fragte ich mich auch, ob ein Naturvolkangehöriger (vor ca. 1.000 Jahren und natürlich in der Südsee) wirklich einen Punkt mehr bei einem Intelligentest machen würde, denn der berühmte Grottenolm, weil er zwar aus dem giftigen Mark des Sago-Sago-Baumes eine wohlschmeckende Speise herzustellen weiß, auf einen Blick die giftigen Seeschlangen von den Ungiftigen unterscheiden kann, und das bei 72 fast gleich aussehenden Arten, aber noch nie etwas von Integral gehört und keine Ahnung von Politik hat. Und außerdem, was hat Navigation über offene Ozeane, - als Kompass nur einen kleiner, von Opa geerbter Stein incl. Loch für die Kordel -, schon mit Intelligenz zu tun?
Außerdem stört Intelligenz den ungetrübten Seelenfrieden, weil sie nicht abzuschalten geht. Ich habe alle legale und illegale Mittel zur Anwendung gebracht, bis auf Kat und Crack. Und hinterher musste ja doch wieder geistige Onanie in Eigendynamik betrieben werden. Statt dessen wurde ich süchtig nach Leben. Und wie jede Droge steigerte sich der Bedarf im Laufe der Zeit, und um so schwerer wurde die Vorstellung, wieder davon los zu kommen.
Die nicht weiter verwunderliche Erkenntnis, nichts besonders Besonderes zu sein, hat auch für passendere Demut gesorgt; allerdings halte ich mich dabei gerne etwas zurück, um nicht als eingebildet zu gelten.
Ich habe eine neue Ausrede neben Mutti und Gesellschaft: Genetische Disposition. Hört sich doch echt an, als ob …
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Heute bist du ja echt in Form und hast noch eine zweite Geschichte hingelegt.
Vermutlich nach dem intelligenten Frühstück. Das könnte ein Grottenolm auch nicht. Ich auch nicht. Frühstück entfällt meistens, weil ich niemanden habe, der es mir macht. Und ich meine jetzt Frühstück und nicht ein Nutellaglas auslecken.
Du warst also auch einer dieser Hochbegabten, denen man alles nachräumen muss, weil dafür die Begabung nun nicht ganz reicht. Und erst im späten Alter hast du erfahren, wie schlau du wirklich bist, welch eine Tragik!
Meistens merkt man die eigene Cleverness ja erst an der Dummheit der anderen, aber du kennst dich im Universum aus, und die anderen können nur aufs Smartphone glotzen.
Du ißt bunte Kartoffeln mit Brechbohnen und die anderen Kartoffelbrei aus der Tasse. Da erübrigt sich dann auch jeder Intelligenztest.
Und dann gibt’s ja auch noch „kulturelle Intelligenz“ und emotionale Intelligenz, das ist, wenn man darüber heulen kann, wie doof man ist.
Da liegst auf jeden Fall mit der satirischen Intelligenz ganz weit vorn.
Sirius
Reset the World!
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Was sage ich. Gerade habe ich Siriusische Satire beklatscht - und nun sitze ich vor deiner herrlichen Erzählung, Karle.
Und bin wieder begeistert.
Wenn ich doch nur ein kleines, ein winziges Etwas von euerem Talent besäße, ich würde schreiben,
bis mir die Finger bluten.
Deshalb kann ich auch nicht so besonders gut kommentieren.
Aber ich hoffe, ein !Klasse geschrieben! ist auch etwas.
Ehrlich gern gelesen
Jonny
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Was ich brauche zum Schreiben ist Zeit und Stille.
Aber das sind seltene Gäste bei mir. Wie auch die innere Ruhe. Aber die lässt sich mit ein paar schöngeistigen Getränken erzwingen. Ja und dann brauche ich einen Anfang. Ich gehe in mich und suche.
Heute fiel mir (wieder einmal) auf, dass ich - wie jeder auf seine Art - nicht über meinen Schatten springen kann.
Vielleicht mach ich da ein paar Verse daraus.
Wenn ich einen ersten Gedanken, eine erste Zeile habe, fallen die Worte aufs Papier.
Manchmal finde ich auch "draußen" Anstöße.
Ich fange mir ein paar Bilder ein und lade sie in meine Fantasie hoch.
Ja und Stimmungen sind auch wichtig.
Die liefern verpasste Ziele, vergeigte Jahre.
Habe genug von diesen Ratgebern...
Jonny
Aber ich glaube mit Geschichten oder Satiren ist es schwieriger.
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Du schreibst doch wunderbare Kommentare, Jonny! Und am besten ist es, wenn man schreibt in der Sprache und so, als wenn man sich locker unterhält.
Deshalb schreibe ich gerne Dialoge, wenn auch leider selten, weil ich dann meist so schreibe, wie ich rede.
Du kannst auch bestimmt tolle Geschichten schrieben, die müssen ja auch nicht lustig sein.
Sirius
Reset the World!
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