Klimaschutzprojekte in China: Milliardenbetrug in Ölbranche? Darum geht's
Ölkonzerne haben ihre Klimaschutzpflichten offenbar mit vorgetäuschten Projekten erfüllt - das zeigen ZDF-frontal-Recherchen. Das Umweltbundesamt spricht jetzt von Betrugsverdacht.
Für die deutsche Mineralölwirtschaft könnte sich der Skandal um Klimaschutzprojekte in China zu einem der größten Betrugsfälle entwickeln. Nach Recherchen von ZDF frontal hätten mindestens ein Viertel sogenannter UER-Projekte vom Umweltbundesamt (UBA) nicht genehmigt werden dürfen, weil sie offenbar auf falschen Angaben beruhen.
Das Umweltbundesamt hat nach Informationen von ZDF frontal jetzt Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Berlin eingereicht gegen Unbekannt.
Der Präsident des UBA, Dirk Messner, räumte im Interview mit ZDF frontal ein:
Es kann sein, dass wir es mit Einzelfällen zu tun haben, die da schlecht bearbeitet worden sind, vielleicht mit einzelnen Betrugsfällen. (…) Es könnte sein, dass ein System dahintersteckt.
Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes
Sollte sich der Verdacht erhärten, wäre das auch ein Problem für Deutschlands Klimabilanz.
"Nehmen wir mal an, wir hätten es mit einem umfassenden Betrugssystem hier zu tun, da hätten wir einen Klimaschutzschaden ganz realer Art", sagt Messner. "Dann gibt es einen Betrug im Klimaschutzsystem."
Mit der Idee von sogenannten Upstream Emission Reduction Projekten gab der Gesetzgeber in Deutschland 2020 Mineralölkonzernen eine zusätzliche Möglichkeit, die gesetzlichen Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erfüllen. Bei den meisten Projekten sollen CO2-Emissionen bei der Ölförderung reduziert werden. In der Regel soll das Begleitgas, das bei der Förderung anfällt, nicht mehr abgefackelt, sondern genutzt werden.
Für jedes Kilogramm CO2, das so eingespart wird, gibt es ein UER-Zertifikat. Diese Zertifikate können Mineralölkonzerne nutzen, um ihre gesetzliche Treibhausgasminderungsquote zu erfüllen. Außerdem können sie die Zertifikate an andere Mineralölunternehmen verkaufen. Anfangs war ein UER-Zertifikat mehr als 400 Euro wert. Der Preis ist mittlerweile stark gefallen.
Weiterlesen:
https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaf...betrug-100.html
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