Darum fühlen sich Geldwäscher in Deutschland wohl
Durch den Barkauf von Firmen und Immobilien wird das Geld legal. Italien geht viel strenger vor. Ein gutes Beispiel?
Eine Familie möchte ihr Reihenhaus am Rande einer deutschen Großstadt verkaufen. Es soll 600 000 Euro bringen. Bald schon steht auf Vermittlung eines Immobilienmaklers ein Interessent vor der Tür. Man einigt sich und macht den Termin beim Notar. Dort geht es auch um die Modalitäten der Zahlung. Der Käufer stellt einen Aktenkoffer auf den Tisch, gefüllt mit Geldscheinen. Er möchte das Haus in bar bezahlen.
So etwas geschieht nicht selten in Deutschland, und es ist legal, obwohl in dieser Situation sofort ein Verdacht im Raum steht: Geldwäsche. Unbescholtene Bürger würden die 600 000 Euro bei der Bank überweisen, denn wer möchte schon mit so viel Bargeld durch die Stadt laufen? Und ein rechtstreuer Immobilienverkäufer würde Bargeld als Zahlungsmittel kaum akzeptieren. Er könnte ja nicht einmal beurteilen, ob die Scheine echt sind.
Doch Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) kann an diesem Vorgang seltsamerweise wenig Anrüchiges finden. Konfrontiert mit der Frage, warum der Immobilienkauf in bar nicht endlich verboten wird, antwortete Scholz: Bargeld sei eben beliebt. Und zwar zu Recht. Es reiche, dass Immobilienmakler verdächtige Bargeldtransaktionen bei der zuständigen Financial Intelligence Unit (FIU) melden müssten. Dabei weiß auch der Minister: Dort stapeln sich 46 000 unbearbeitete Geldwäscheanzeigen. Die Prüfung einer Verdachtsmeldung kann Monate dauern. Bis dahin ist das verdächtige Geld längst verschwunden.
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