Abriss von Wohnraum erzielt Millionengewinn
In vielen Fällen reißen kommunale Wohnungsgesellschaften billige Wohnungen ab und errichten neue. Für die Mieterinnen und Mieter wird das teuer, denn für sie werden diese Wohnungen nicht gebaut. Das zeigen Beispiele aus dem Abriss-Atlas.
Es ist heiß an diesem Nachmittag, doch Nihal Hussein Haki zeigt kein Verständnis. In ihrem Hinterhof baden halbnackte Bauarbeiter in einem Container. Sie hat ein Video davon und zeigt es ein paar Wochen später auf ihrem Smartphone. Sie verdreht die Augen. Seit über 30 Jahren wohnt sie mit ihrem Mann in der kleinen Wohnung in der Karlingersiedlung. Ihre beiden Kinder sind hier aufgewachsen, hier wollte sie mit ihrem Mann alt werden – in Ruhe. Doch seit die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Münchner Wohnen GmbH die Karlingersiedlung in fünf Bauabschnitte eingeteilt hat, ist die Ruhe vorbei. Im Dezember 2021 rückten die Bagger an, um das erste Wohnhaus abzureißen.
Die Karlingersiedlung wurde in den 1940er-Jahren für Angestellte der BMW-Werke erbaut. Meister wohnten hier und Ingenieure. 14 Häuser waren damals ordentlich aufgereiht, mit großzügigen Rasenflächen zwischen den Gebäuden, auf denen die Mieter noch heute ihre Wäsche trocknen. Viele sind es nicht mehr, die noch geblieben sind. Fünf Gebäude sind bereits verschwunden. Ersetzt werden sie durch Neubauten, ein Rohbau ragt hinter dem Bauzaun und den Plakaten der Baufirma hervor, das Hämmern und Bohren der Bauarbeiter ist bis in die kleine Wohnung von Nihal Hussein Haki und ihrem Mann Tzemal Ali zu hören. 2030 soll die neue Siedlung an der Karlingerstraße fertig sein.
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