Locate X: Die verstörend leichte Massenüberwachung mit Standortdaten
Mit kommerziellen Überwachungstools lassen sich die Bewegungen von Abermillionen Handys verfolgen. Möglich ist das durch Standortdaten aus der Werbeindustrie. Nun konnten Datenschutz-Fachleute ein solches Tool selbst in die Finger bekommen – und das ohne große Hürden.
Die Massenüberwachung von Abermillionen Handys ist nun auch per Gratis-Demo möglich, wie Recherchen aus den USA zeigen. Das Werkzeug heißt „Locate X“, angeboten von der US-Firma Babel Street. Die Bedienung ist offenbar kinderleicht. Auf einer digitalen Karte, ähnlich wie Google Maps, lassen sich beliebige Orte auswählen, zum Beispiel Moscheen oder Abtreibungskliniken. Dann zeigt das Tool an, welche Handys auf dem ausgewählten Gelände geortet wurden – und auf Wunsch, wo sich ein ausgewähltes Gerät noch überall hinbewegt hat.
Datenschutz-Fachleute der US-Firma Atlas Privacy konnten dieses Werkzeug zwei Wochen lang kostenlos testen, und zwar als Demo-Version für ein Bezahlprodukt. Atlas unterstützt Menschen darin, ihre Datenschutz-Rechte einzufordern. Deshalb recherchiert die Firma zu Datenhändlern und Überwachungstools.
Um Zugang zu „Locate X“ zu bekommen, musste ein von Atlas beauftragter Rechercheur lediglich behaupten, eventuell künftig für eine staatliche Stelle arbeiten zu wollen. Weitere Sicherheitsprüfungen habe es nicht gegeben. Bildschirmaufnahmen, die „Locate X“ in Aktion zeigen, teilte Atlas mit mehreren Medien: der New York Times, 404 Media, Notus und Brian Krebs aus den USA sowie der israelischen Tageszeitung Haaretz.
Atlas hat in New Jersey Klage gegen Babel Street eingereicht. In dem US-Bundesstaat soll ein Gesetz namens „Daniel’s Law“ die persönlichen Daten von unter anderem Richter*innen, Staatsanwält*innen und deren Angehörigen schützen. Wenn die Betroffenen das möchten, ist die Veröffentlichung ihrer Anschrift oder Telefonnummer verboten. Das Unternehmen Babel Street habe sich auf Anfragen der Medien nicht geäußert, auch eine kurzfristige Anfrage von netzpolitik.org blieb unbeantwortet.
Weiterlesen:
https://netzpolitik.org/2024/locate-x-di...-standortdaten/
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