Isabel Bogdan: Wohnverwandtschaften
Der Hamburger Autorin gelingt mit ihrem dritten Roman ein bewegendes Drama um vier Menschen heutiger Tage. Sie macht uns Leser sehr unmittelbar zu stillen Mitbewohnern einer Zweck-WG.
von Jürgen Deppe
Sie sind alle nicht mehr ganz jung, alle nicht ganz freiwillig Single, und sie bilden alle zusammen in Hamburg-Altona eine Zweck-WG. Vorneweg der Besitzer der Wohnung:
Jörg, 68, Witwer im Ruhestand.
Anke, 50plus, beschäftigungslose Schauspielerin.
Murat, um die 50, leidenschaftlicher Koch und Kleingärtner.
Ein Zimmer in der WG ist frei, bleibt es aber nicht lange, denn eine neue Mitbewohnerin zieht ein:
Constanze, jenseits der 50, Zahnärztin, frisch getrennt.
Als stünde sie dort vor der Tür erklärt Isabel Bogdan, die Erfinderin der vier WG-Bewohner, deren Wohnverwandtschaft: "Es gibt doch diesen Slogan: 'Freunde sind manchmal die bessere Familie.' Ich bin gar nicht so ein Fan des direkten Vergleichs - das eine ist besser als das andere -, das ist, glaube ich, Quatsch. Manche Familien sind toll. Für andere Leute ist es einfach ein Segen, dass man heute nicht mehr so auf die Familien angewiesen ist, sondern dass man auch Chancen hat, da rauszukommen und sich seine Freundinnen und Freunde auszusuchen und auch in solchen Wohnkonstellationen zu leben." Wie Constanze, gerade frisch getrennt und deshalb nicht ganz freiwillig hier:
Ich will nicht allein leben, ich will aber auch nicht in einer WG wohnen, […] nicht so eine Zweckvereinigung mit wildfremden Leuten, weil sich kein Schwein die Hamburger Wohnungspreise leisten kann.
"Wohnverwandtschaften" halt. Wobei Murat, der lebenslustige Deutschtürke aus Köln, meint, dass es ganz gut funktioniere:
Fühlt sich doch längst an wie Familie. Ich hab hier meinen kleinen Garten, der ist nur meins, aber Jörg und Anke sind mein Zuhause, meine Familie. Constanze eigentlich auch schon längst.
Weiterlesen:
https://www.ndr.de/kultur/buch/buchdesmo...,bogdan122.html
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