Daniel Glattauer: In einem Zug
Je mehr Pointen man im Leben begegnet ist, umso skeptischer wird man, wenn sie ganz am Ende einer Geschichte stehen. Das ist merkwürdig, gehört die Pointe doch dorthin. Tatsächlich aber zeigt sich oft, dass es nach der Pointe erst richtig interessant wird. So verhält es sich in Wolf Haas’ neuem Roman „Wackelkontakt“. Nach wenigen Seiten zündet der Autor seinen Gag, ab jetzt führt er in Ruhe vor, was er damit zustande bringt.
Der ebenfalls immens erfolgreiche Schriftsteller Daniel Glattauer, Wiener auch er, legt sein neues Buch hingegen klassisch an. Alles geht so munter vor sich hin, zugleich breitet sich der Eindruck aus, dass hier etwas nicht stimmt. Aber erst auf den letzten Seiten kommen Clou und Erklärung. Man muss dann unbedingt nachschauen, wem das Buch gewidmet ist. „Für Lisi“. Wir sind reingelegt worden. Teilweise. Eventuell. Lisi ist jedenfalls der Vorname der Frau von Daniel Glattauer.
Die Pointe von „In einem Zug“ ist zudem eine Augenrollpointe, ein Augenrollpointenfeuerwerk. Andererseits erschließt sich daraus plausibel, was vorher geschah. Was vorher geschah, ist zu lieb und erfreulich, um wahr zu sein. Unter anderem. Denn auch das Pointenfeuerwerk ist zu lieb und erfreulich, um wahr zu sein.
Vorläufig stellt sich allerdings die Frage, wann man zum letzten Mal in einem Zugabteil mit jemandem ernsthaft ins Gespräch gekommen ist. Weil das eine Weile her sein dürfte, liegt gleich eine zarte Patina, ein nostalgischer Schimmer über „In einem Zug“.
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