Simone Buchholz: Nach uns der Himmel
Die acht Menschen, die am Mittelmeer Urlaub machen wollen, sind noch etwas erschüttert von der holprigen Landung ihres Ferienfliegers. Aber jetzt können sie sich ja erholen. Oder es zumindest versuchen, denn für Vincent, Sohn von Sara und Marc, und seine Eltern wird es mit ziemlicher Sicherheit der letzte gemeinsame Urlaub sein – Teenager Vincent hat noch maximal ein Jahr zu leben, es kann auch viel weniger sein. Das erzählt er Heidi, die er dort kennengelernt hat. Schon aus dem Grund kennengelernt, weil die Menschen um sie rum die beiden penetrant ignorieren. Die Frau am Mietwagen-Schalter schaut durch Heidi hindurch, als wäre sie Luft. Der Kellner reagiert auf keine Zeichen.
Der Leserin ist zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass Vincent sich um seine Krankheit und sein Sterben keine Gedanken mehr machen muss. Aber sie hat ja auch den Vorteil, demjenigen in den Kopf gucken zu können, der die Sache in der hm, Verwaltung?, vermasselt hat. Und bei dem auch sofort „die Inspektorin“ mit einer Akte und schlechter Laune auftaucht. „Fuck it“, denkt unser zwischenzeitlicher Ich-Erzähler.
Simone Buchholz, bekannt auch mit Kriminalromanen, hat mit „Nach uns der Himmel“ einen raffinierten, feinziselierten Roman geschrieben, für den man das eigene Genre des Limbus-Romans erfinden könnte. Sie nimmt sich dafür alle Freiheiten, pfeift auf Wahrscheinlichkeit. Macht ihre Figuren aber behutsam, geradezu liebevoll mit ihrem Schicksal vertraut. So fantastisch wie berührend wie auch mal lustig ist diese Geschichte, die doch mit einem schlimmen Unglück beginnt.
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