Friedrich und sein Naziopa
Als die taz vor Jahren zur Vergangenheit seines Großvaters recherchierte, verklagte Friedrich Merz die Zeitung. Wie sieht er seinen Naziopa heute?
Vor 21 Jahren, im Januar 2004, habe ich mit Kolleginnen und Kollegen bei der taz zur Nazivergangenheit des Großvaters von Friedrich Merz recherchiert. Auslöser war eine Rede, in der sich der damalige Fraktionsvize der Union positiv über seinen Opa mütterlicherseits, Josef Paul Sauvigny, geäußert hatte. Vor Parteifreunden in seinem sauerländischen Heimatort Brilon rief Merz dazu auf, das „rote Rathaus“ der Stadt „zu stürmen“. Zur Begründung verwies er auf seinen Großvater, der dort einst als Bürgermeister amtiert hatte.
Wir bekamen Hinweise darauf, dass Merz’ Großvater als Bürgermeister von Brilon ein glühender Hitler-Anhänger war. Ein 20-jähriger Zivildienstleistender mit SPD-Parteibuch, Dirk Wiese, grub im Stadtarchiv eine braune Rede Sauvignys aus und meldete sich bei der taz. Heute ist Wiese SPD-Bundestagsabgeordneter.
Merz behauptete damals, sein Opa sei kein Nationalsozialist gewesen: „Nach allem, was ich aus meiner Familie weiß, war mein Großvater eine beeindruckende Persönlichkeit und ein erfolgreicher Bürgermeister.“ Die taz recherchierte, dass Sauvigny Mitglied der NSDAP und der SA war. Der Opa lief ab 1933 von der Deutschen Zentrumspartei zu den Nazis über.
„Der journalistische Stil der taz ist widerlich“, schrieb Merz damals. Sauvigny sei „ohne sein Zutun“ zum SA-Unteroffizier befördert und ebenfalls „ohne eigenes Zutun“ in die NSDAP überführt worden. Merz klagte gegen Teile der Berichterstattung. Er bekam nur in einem Punkt recht: Die taz durfte nicht mehr behaupten, sein Großvater sei sein „größtes Vorbild“ oder „politisches Vorbild“. Die Recherche beanstandete das Gericht nicht.
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https://taz.de/Bundeskanzler-in-spe/!6081570/
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