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RE: Griechenland

#1 von Karl Ludwig , 24.05.2016 13:55

In Griechenland war ich auch schon mal ein erstes Mal. Mit meiner ersten Frau, die ich kennenlernte, während ich für einen Kumpel eine Kneipe ausbaute, meine erste in einer langen Reihe. Studentenläden verlangen nicht nach 'Classic Interiors', aber dort lernte ich praxisnah viel über Abläufe, vermeidbare Fehler und allgemeine Struktur von 'Geld machen'. Später wurde ich für einige Monate zum Geschäftsführer und erlernte die Kunst 'Neutrales Geld' zu machen. Sie wollte dort kellnern und sich ein Bild von ihrem zukünftigen Arbeitsplatz machen. Ein verrücktes Weib, das stark nach Jamaika roch (ich meine jetzt nicht den Rum von dort), frisch zurück aus Indien, wo sie ihren männlichen Begleiter an den Wahnsinn verloren hatte … mein Interesse war zwangsläufig und schlagartig geweckt. Wir rauften uns zusammen, das dauerte fast ein halbes Jahr, machten Kassensturz und begaben uns auf Welttournee.

Der Flieger schlingerte auf dem Elef-usw.-Veni-usw.-Flughafen-Athen die Landepiste entlang und ich schwor mir, niemals wieder mit Bangladesh Airline zu fliegen, aber leider konnte man sein Hoppelticket bis Bombay nirgends umtauschen. Im Hotel eröffnete mir meine zukünftige Frau, dass sie zwei Kilo 'Sauguaten' hinter der Holzverkleidung in einem Zimmer eines nahe gelegenen Hotels versteckt hatte.

Mir blieb fast das Herz stehen. Von Delhi nach Athen mit Drogen im Gepäck – das machen doch nur Leute, welche sich ihr Hirn völlig weggekifft haben. „Lass das Zeugs in Ruhe. Ich habe keinen Bock, die andere Seite von Griechenlands legendärer Gastfreundschaft näher kennen zu lernen.“ „Ach, ich gehe mal gucken, ob der Kram noch da ist.“, und die Dame verschwand. Ich schwitzte Blut und Wasser, - sie aber kam nach einer halben Stunde zurück und hatte ein ganzes Kilo dabei. „Was soll das? Wir fliegen nach Indien. Willst du Eulen nach Athen tragen?“ „Nein, Kiffkram auf der Plaka verdealen.“

Auf der Plaka wimmelte es vor Spitzeln, Geheimagenten, Polizisten, Verrätern, Zuträgern und auch Schnüfflern. Das wusste jeder Hippie. Und jeder Hippie wusste auch um die drakonischen Strafen. Na, Spitze! Fassungslos sah ich von einem Café aus zu, wie sie, gehüllt und geschützt in einem Kokon aus Unangreifbarkeit und Unschuld, innerhalb von 20 Minuten das ganze Kilo auf einen Schlag zu einem Wahnsinnspreis vertickerte und mit einer völlig unangebrachten Jubeltruppausstrahlung zurückkam. Sie kannte wohl die richtigen Leute von ihrem letzten Auftritt, denn ursprünglich wären es drei Kilo gewesen, wovon sie eines schon damals verkauft hätte, wie sie mir lächelnd triumphierend ob meinem Unwohlbefinden mitteilte. Ich war mir völlig sicher, dass diese Performance nicht nur meine Augen auf sie gelenkt hatte und wollte bloß noch so schnell wie möglich möglichst weit weg.

Wir flogen weiter und was wir in Indien erlebten, ist eine völlig andere Geschichte. Aber in Athen ging diese noch weiter. Weil wir von Bombay aus nach einigen Monaten direkt nach Frankfurt flogen, war mir das übrig gebliebene Kilo in Athen egal. Nur meine Allerholdigste blieb ganz unruhig und bat eine Bekannte, welche in Griechenland Urlaub machen wollte, doch mal nachzusehen, ob das Zeugs noch immer vor Ort wäre und ihrer harre. Sie dürfe auch ein wenig davon für sich selber abknipsen.

Und was macht diese hirnlose Kuh? Schenkt dem Taxifahrer ein Eckchen!

Es hat dann über zwei Jahre gedauert, die Frau wieder aus dem Knast zu holen und das alles wäre unsere Schuld gewesen. Irgendwie stimmte das ja auch, aber ihre Eigenleistung war beeindruckender und nach einigen Jahren des Schmollens sah sie das auch ein.

Ich habe nie gedealt! Aber nicht aus moralischer Standfestigkeit heraus, sondern weil ich keinen Bock auf Paranoia verspüre, auch kaum Lust mich mit langweiligen Kiffern über Minimalbeträge anzuöden, und weil ich überhaupt nicht gewinnorientiert zu denken vermag, besonders nicht, wenn ich selber breit bin.


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RE: Griechenland

#2 von Sirius , 24.05.2016 19:56

Und so hast du denn die weiblichen Pflanzen aussortiert und kiffst nun vegan.
Ich deale nur mit Nescafe und vollgedröhnt bin ich ohnehin ganz legal.
War aufregend zu lesen dein Griechenland-Abenteuer, klsa. Meine Nerven sind auch nicht die besten, ich hätte gesagt: Ich bin zu alt für den Scheiß!

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RE: Griechenland

#3 von Karl Ludwig , 25.05.2016 12:37

Damals war ich noch jünger - und entsprechend dümmer.

Im Ernst. Solche Geschichten würde ich inzwischen auch nicht mehr machen. Habe ich schon mal erzählt, wie ein Kumpel eine Depotapotheke leerräumte, die Shore bei mir unterstellte (ich dürfe mich auch bedienen, zu Hause gäbe es nur Stress deswegen), an einem Zuviel von Pantopon abkratzte, ich den Koffer voll 'Sauberste Ware' am Stück von einem Bekannten nach Frankfurt verkaufen ließ und mit dem Geld eine Vierpersonenreise finanzierte. Bis nach Portugal, und weil einer von uns auf der Flucht war, musste er jede Grenze hinten rum übertreten. Das klappte auch wunderbar, nur nach der Rückkehr wurde er in einem Malerfachgeschäft erkannt, als er gerade eine Kinderzimmertapete aussuchte.

Mir fällt gerade auf, dass ich jede Menge Geschichten auf Lager habe: Wie wir drei Mal die selbe Apotheke heimsuchten (Durch den Hintereingang; eine robuste Stahltüre hatte außen liegende Angeln, welche man bequem rausschlagen und hinterher auch wieder einsetzen konnte). Wie wir den Oetkers einen langfristigen Mietvertrag für ein idyllisches Waldlokal abschwätzten und dort eine voll verfemte Anarcho-kneipe eröffneten. Wie ich erst in Amsterdam und danach in Berlin versackte. Wie die Kripo mich mit allen Tricks als Informanten versuchte anzuwerben. Wie unser WG-Gruppensexversuch daneben ging. Wie Dingsdabumsda von einem lustigen, lebensbejahenden Mädel zu eine Prostituierten wurde und im Alter (in der Jugend) von 22 auf Trip an einem Hochspannungsmast hochkletterte, mit fatalem Ergebnis. Wie ich mir in Izmir eine automatische Schrotfline mit Pistolengriff kaufte, aber den Einsatz auf unbestimmte Zeit verschob. Wie ich auf dem Frankfurter Flughafen arbeitete und in einem Ashram wohnte. Wie ich kurzfristig Bekanntschaft mit dem Siegburger Jugendknast machte und in der Gärtnerei tatsächlich für die dort gefertigten Grabgebinde getrocknete Schlafmohnkapseln vorfand und deswegen sehr schnell sehr beliebt wurde.

Und, was besonders schön ist, ich kann mich aus keinen Fundus bedienen, denn ich will ja keinen Beitrag aus Versehen doppelt pappen, und habe auch keinen Überblick mehr, was ich schon alles gepastet&-copyed hatte. Also sind meine Geschichten immer total fangfrisch vom Schreibprogramm nach Tacheles geschaufelt.

Mal sehen ... hm ...


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RE: Griechenland

#4 von Sirius , 25.05.2016 19:48

Nee, klsa, von all den Dingen hast du uns noch gar nichts erzählt. Du bist ja einer!
Wir sind jedenfalls gespannt, was da noch alles rauskommt.

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RE: Griechenland

#5 von Karl Ludwig , 25.05.2016 21:04

Na ja. Ich wundere mich schon, wie ich da überall ziemlich unverbeult wieder rauskam und dass ich überlebte. Und immer noch lache.

Gottchen, was war ich blöde. Herrlich!


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