Gebrüll ist keine Sprache
Wir kommunizieren nicht mehr, wir überschreien uns nur noch. Schuld daran ist nicht die Politik, sondern das Internet. Wir brauchen einen digitalen Verhaltenskodex.
Gegenwärtig ertönt ein Gebrüll, das von Wut, vor allem jedoch von einer herrischen Unduldsamkeit zeugt, die Dialog und Diskussion, mithin die Meinungsvielfalt, durch das gute, alte Basta ersetzt sehen will, das uns die spanische Soldateska des Dreißigjährigen Krieges hinterlassen hat: Als einzig wahre Wahrheit, die jeden, der sie nicht teilt, zum Ungläubigen macht.
Gebrüll, ob von links oder rechts, ob aus politischen oder religiösen Lautsprechern hallend, ist keine Sprache, ja nicht einmal ein Kommunikationsversuch, sondern eine Form von Gewalt, wie sie von allen Fundamentalisten ausgeübt wird, egal, wer diese sein oder wie sie sich nennen mögen – ob Abend- oder Morgenländer, ob Teufel oder Beelzebub –, und sie geht stets mit höhnischer Abwertung und Diffamierung einher, denn irgendwie muss das Gebrüll ja doch begründet werden.
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