Familienfeier
Brüste wippen
Männer kippen
Schnaps hinter schnapsnasse Lippen
Tanten nippen
am Likör.
Hüften schwingen
Lauter singen!
Hans ganz schnell nach draußen bringen!
Es ist dringen...-
oooh – Malheur!
Ein Geschwalle!
Ein Gequalle!
Ein Geschmatze und Gelalle -
Sind wir alle
beim Friseur?
Noch ein Helles?
Dein Spezielles!
Hanne trägt ihr kleines Grelles
Sexuelles
von Dior.
Hans abwischen
Auf den Tischen
wedeln Tanten mit den Fischen
geht inzwischen
Wüstes vor.
Wiglaf Droste
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Logik
Die Nacht war kalt und sternenklar,
da trieb im Meer bei Norderney
ein Sahelischnurrbarthaar.
Die nächste Schiffsuhr wies auf drei.
Mir scheint da mancherlei nicht klar,
man fragt doch, wenn man Logik hat,
was macht ein Suahelihaar
denn nachts um drei am Kattegat?
Joachim Ringelnatz
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Das Liebespaar in Kötschenbroda
Wir beede lieben uns so sehr,
Da kommt das Schicksal, das verdammte,
Und tickevollversperrt es uns
Den scheenen Weg zum Standesamte.
Denn ich hab nischt und du hast nischt,
Und wenn sich Null auf Null vermischen,
Ergibt sich eine große Null
Als Summe von den beeden Nischten.
Zum Glücke ist der Dodt umsonst,
und könn mer nich zusammen läben,
So wolln mer wenigstens vereent
Durch Selbstmord in den Himmel schwäben.
Geladen liegt mein Tärzerol,
Du hasts gesähn, geliebt Käthe;
Ich hädd uns längst erschossen schon,
Wenn es bloß nich so knallen dhäte!
Alexander Moszkowski
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Perpetuum mobile
Und der Herbststurm treibt die Blätter,
die ganz welk sind, vor sich her,
und es ist so schlechtes Wetter -
ach, wenns doch schon Winter wär!
Und es fallen weiße Flocken,
zwanzig Grad sind es und mehr,
und man friert in seinen Socken -
ach, wenns doch schon Frühling wär.
Und der Schnee schmilzt auf den Gassen,
und der Frühling kommt vom Meer,
einsam ist man und verlassen -
ach, wenns doch schon Sommer wär.
Und dann wird es schließlich Juli,
und die Arbeit fällt so schwer,
denn man transpiriert wie´n Kuli -
ach, wenn es doch Herbst schon wär!
usw., usw.
Heinz Erhardt
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Er wäre gern böse gewesen
Der Vater (Konrad) war wie Adenauer
Molly die Mutter ja wie Molly Bloom
Er (Charlie) träumte schon immer vom kleinen Ruhm
als er sie küsste an der Gartenmauer
Sie trug ein weißes Fähnchen aus Lavabel
Sie schaukelten am Stadtpark mit dem Kahn
und in dem Wäldchen an der Autobahn
erforschte er die Gegend um den Nabel
Sie fragte Gibt es seinen Gott? Er lachte
Sie weinte und er sagte Ja, Marie!
Und fühlte sich wie Mackie Messer, wie
und wie er lächelte und wie ers schließlich machte
Gisela W. Aus Recklinghausen-Süd
seit wieviel Jahren bist du schön verblüht
Harald Härtung
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einladung
ludger lebt nur noch von lauch
tilmann trägt herein das essen
denn hermine hats vergessen
stine steht zu ihrem bauch.
Britt wird eine oper schreiben
gregor meint das könnt er auch
ludger führt sich ein den schlauch
else will an curd sich reiben.
Schirin schlürft derweil ein bier
lilli leckt an birnenscheiben
bernd begreift die welt nicht mehr
inga sagt s war schön bei dir
denn sie will nicht länger bleiben
carmens brandyglas steht leer.
Lothar Thiel
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Was weiß ich
Lieb ich dich?
Ich weiß es nicht.
Gestern Abend um halb acht,
hab ich es mal kurz gedacht,
aber schon um viertel vor
kams mir unwahrscheinlich vor.
Dann eine halbe Stunde lang -
anhaltender Liebesdrang,
der drauf der festen Überzeugung wich:
Ich lieb dich nicht. Ach, was weiß ich..
Axel Maria Marquardt
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.. das nicht
Die Sonne bringt es an den Tag,
was gestern noch im Dunkeln lag.
Doch im Amtsschimmel-Hirne-Licht -
das bringt sie nicht.
Die Flöhe sterben langsam aus.
Die frechen Wanzen schmeißt man raus.
Jedoch der Spießer, dieser Wicht,
verschwindet nicht.
Der große Schafs- und Eselsmist
als Dünger zu verwenden ist.
Jedoch manch lyrisches Gedicht -
das leider nicht.
Fritz Endrikat
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Lied nach der Verhandlung
Kennt ihr die schwarze Anne Lie,
Ach, seit ich die, ach, seit ich die
Zum erstenmal gesehen,
Wenn ich nur ihre Nähe fühl,
Dann wird mir schwul, dann wird mir schwül,
Kann kaum mehr aufrecht stehen.
In jeder Woche nur zweimal
Seh ich sie in dem Tanzlokal.
Sie wird so streng gehalten
Von ihrem Alten.
Mein Mann. Das ist ein guter Mann
Wenn ich ihn auch nicht ausstehn kann,
Er geht mir auf die Nerven
Und wenn er mit mir zärtlich tut,
Die Qual, die Qual in meinem Blut
Die kann er nur verschärfen.
In jeder Woche nur zweimal
Werd ich erlöst von meiner Qual
Im Tanz mit meiner Kleinen.
Es ist zum Weinen.
Ich glaub, es wird das beste sein,
Ich geb dem guten Mann was ein,
Was Saures in die Suppe:
Er ruht von seinem Leiden aus,
Und ich nehm ganz zu mir ins Haus
Die süße schwarze Puppe.
Nicht in der Woche nur zweimal,
Nicht immer nur im Tanzlokal,
Nein, stets im Téte-á-téte
Von früh bis späte.
Und kommts heraus, was ich gemacht,
Dass meinen Mann ich umgebracht,
Dann wird man mir vergeben.
Die guten Richter sehn es ein:
Man kann nun mal nicht anders sein
Als man veranlagt eben.
Lasst mich zu meiner Anne-Lie.
Ich kann nicht leben ohne sie,
Die ich im Herzen fühle,
So schwul, so schwüle.
Franz Hessel
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Ehrgeiz
Ich habe meinen Soldaten aus Blei
Als Kind Verdienstkreuzchen eingeritzt.
Mir selber ging alle Ehre vorbei,
Bis auf zwei Ohren, die jeder besitzt.
Und ich pfeife durchaus nicht auf Ehre.
Im Gegenteil. Mein Ideal wäre,
Dass man nach meinem Tod (grano salis)
Ein Gässchen nach mir benennt, ein ganz schmales
Und krummes Gässchen, mit niedrigen Türchen,
Mit steilen Treppchen und feinen Hürchen,
Mit Schatten und schiefen Fensterluken.
Dort würde ich spuken.
Joachim Ringelnatz
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Gedanken am Samstagabend
Im Wasser schwimmt der Gummischwamm,
denn heut ist Samstag, und ich bade.
Zwei Zähne fehlen mir am Kamm,
Es duftet laut nach Haarpomade.
Das Wasser tropft ins Abflussrohr,
der Stöpsel scheint nicht gut zu schließen.
Ich habe Seife in dem Ohr
und Hühneraugen an den Füßen.
Das Wasser ist schon stark getrübt,
nur mühsam wälzen sich die Fluten.
Ich bin seit vorgestern verliebt,
da hilft kein Blasen und kein Tuten.-
Heinz Erhardt
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Die Tute
Wenn die Tante Adelheide
Als Logierbesuch erschien,
Fühlte Fritzchen große Freude,
Denn dann gab es was für ihn.
Immer hat die liebe Gute
Tief im Reisekorb versteckt
eine angenehme Tute,
Deren Inhalt köstlich schmeckt.
Täglich wird dem braven Knaben
Dann ein hübsches Stück beschert,
Bis wir schließlich nichts mehr haben
Und die Tante weiterfährt.
Mit der Post fuhr sie von hinnen,
Fritzchens Trauer ist nur schwach.
Einer Tute, wo nichts drinnen,
Weint man keiner Träne nach.
Wilhelm Busch
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vorstellung der beteiligten
waldmann tritt heraus aus dem kontor
und er stellt uns die personen vor.
rechts, am ende, sehen wir den scheich,
seine hand ist weich, der scheich ist reich.
neben ihm, die hand am telefon,
nummer zwei, wir sehen den baron.
nummer drei, der graf, bei dem man sieht,
dass er schläft, der graf, er rührt kein glied.
neben ihm, direkt an dem klavier,
der direktor, spielend, nummer vier.
links die gräfin, lang und schlank,
sechstens die baronin, und im schrank
steht der fremde, siebtens, schwarz markiert,
waldmann hat das alles arrangiert.
waldmann stellt sich nun noch in die mitte
das sind die personen, sagt er: bitte.
Ror Wolf
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Berlin
Sonntagslied aus dem letzten Stock
Mein Mann sitzt unten inne Kneipe,
ick sitze oben.
Mein Mann säuft unten wien Auerochse,
ick sitze oben, ick
saufe nischt.
Mein Olla kotzt unten inne Kneipe,
ick steh oben.
Mein Olla pennt oben wien Pferd,
ick sitze oben, ick
penne nich.
Mein Liebsta haut unten inne Kneipe,
mir hauta nich.
Mein Liebsta brüllt unten wien Affe,
ick warte oben,
ick weeß ja schon.
Mein Säufa wohnt unten inne Kneipe,
ick wohne oben.
Mein Mann singt unten wien Vögelchen,
ick singe nich, ick
hör ihm zu.
Günter Bruno Fuchs
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Obacht, Lyrik
Rilke erfindet das Dinggedicht.
Einige Dinge dichtet er nicht.
Die Wurzelbürste ist so eine
In Rilkes Werken findest du keine.
Keiner von all den Dichterfürsten
Kümmern sich um Wurzelbürsten.
Vom Büstenhalter gilt das auch:
Poeten stehen auf dem Schlauch.
Keinem wollt es bislang gelingen,
Schön von diesen Dingen zu singen.
Wu und Bü – schon die Silben glänzen,
Jetzt nur noch Li-La-Lyrik ergänzen!
Und als nächste kommen dran:
Hosenträger und Wasserhahn.
F.W.Bernstein
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