Die schönste Sache der Welt
Die Liebe ist doch allemal
viel schöner als ein Schlaganfall.
Die Lieb ist auch ganz gewiss
viel schöner als ein Kreuzbandriss.
Soweit ist alles ganz einfach. Aber jetzt:
Was von diesen zwei ist schöner:
Die Liebe oder Chicken Döner?
Hier gilt es abzuwägen.
Die Liebe, das ist nicht nur Ficken,
Sie bringt oft unser Herz in Not.
Der Döner, das ist nicht nur Chicken,
Er bringt uns auch Salat und Brot.
So, damit wäre das wohl geklärt.
Sonst noch Fragen?
Klaus Cäser Zehrer
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Apache -Abschied
Nacht verrann,
Müssen scheiden,
Lehre es mich, Mann -
Schwöre es mir, Mann:
Leiden will ich, leiden.
Warest doch so gut,
Wurdest immer besser -
Mein entzücktes Blut
Blinkt nach deinem Messer.
Hattest viele lieb,
Immer Himmel blau.
Deinen Mund nun gib
Einer andren Frau -
Ach, warum ich weine?
Vaterhaus im Forst..
Eule hoch im Horst..
Und ein junger Hirsch, der röhrt..
Du; dein Messer, es gehört
Mir alleine..
Klabund
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Sexuelle Aufklärung
Der alte Storch wird nun begraben,
Ihr Kinder lernt im Unterricht,
Warum wir dies und jenes haben,
Und es verbreitet sich das Licht.
Zu meiner Zeit, du große Güte!
Da herrschte tiefe Geistesnacht.
Man ahnte manches im Gemüte
Und hat sich selber was gedacht.
Mich lehrte dieses kein Professor,
Nur eine gute, dicke Magd
Nahm meine Unschuld unters Messer
Und machte auf dieselbe Jagd,
Ihr Unterricht war nicht ästhetisch,
Im Gegenteil, sehr weit entfernt.
Und doch, wenn auch nicht theoretisch,
Ich hab es ziemlich gut gelernt.
Ludwig Thoma
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Das andere Geschlecht
Ich möchte von den jungen Frauen sagen,
dass ihre Art zu lächeln und zu fragen,
und wie sie unsre Eitelkeiten tragen,
von keinem Manne zu erreichen ist.
Weil wir die Art, wie junge Frauen lieben,
mit der sie uns bis in das Weltall trieben,
bis heute uns und ihnen schuldig blieben,
Und immer haben sie uns noch geküsst.
Es wäre schön, wenn junge, kluge Fraun,
die sich und später wieder uns vertrauen,
die Männerwerke endlich fertig baun.
Und wenn ihr Lächeln dann noch gütig ist.
Heinz Kahlau
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Tief im Bett
Lieg schon tief im weichem Bette.
Was ich noch zu sagen hätte?
Die Theorie der Badematte,
Börsensturz, die Morgenlatte,
Sinnbaukasten, Pannenquelle,
Fehlerquote, Sollbruchstelle,
Spermaspur im Permafrost,
Wechselkurs im Adlerhorst,
Störfall, Frohsinn, Obrigkeit
Versfußschweiß und Raum und Zeit -
Das hätt ich zu sagen.
Sind noch Fragen?
F.W. Bernstein
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Francois Villon 1456
he du schöne
du mädchen mit dem regenbogen
über dem kopf
komm her
wärm deine nassen
nackten füße
In den taschen
meines löchrigen rocks
doch pass auf vielleicht
bleibt dir an der sohle kleben
mein letzter sou
dann mädchen
schlepp ich dich zu jean diesem vieh
und zwölf männer werdens mit dir treiben
oder dreizehn
denn du bist ein nettes ding
und sicher nicht abergläubisch.
Rolf Bossert
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Almabtrieb
Von den Bergen tönen Glöckchen,
Nah und näher kommen sie.
Einst so mager hochgetrieben,
Steigt herab das fette Vieh.
Von der Kanzel, schweren Fußes,
Steigt der Pastor im Talar.
Man entsinnt sich, dass er schon beim
Aufstieg wohlgemästet war.
Marco Tschirpke
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Von der Maßlosigkeit
Sie liebten sich im Abendrot
Und fünfzehn Mal im Schwarz der Nacht.
Sie haben es, ich schwörs bei Gott,
Auch zwanzig Mal am Tag gemacht.
Auf Brücken und im Busbahnhof,
Im Kino, Aufzug, Strandcafe -
Die beiden mauselten wie doof,
Und apropos: Wie ich das seh,
Genügen, och, ich sage mal
Pro Monat sechs, na, höchstens acht,
Ab neun pro Monat wird es schal.,
Das hab ich mir nicht ausgedacht,
Das ist ein Indianerspruch!
(„So acht pro Monat sind genuch“)
Thomas Gsella
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An die Bienen
Bienen! Immen! Sumseriche!
Wer sich je mit euch vergliche,
der verdient, dass man ihn töte!
Dass zumindest er erröte!
Denn, was ihr in Tal und Berg schafft,
ohne Zutun der Gewerkschaft,
ohne dann man euch bezahle,
ohne Streik und Lohnspirale,
täglich, stündlich drauf bedacht,
dass ihr für uns Honig macht,
ihr seids wert, dass man euch ehre!
Wobei vorzuschlagen wäre -
ob nun alt ihr, ob Novizen -
euch von heute ab zu siezen!
Unser Dank, unser Applaus
säh in etwa dann so aus:
„Sehr geehrte Honigbienen,
Wir Verbraucher danken Ihnen!“
Heinz Erhardt
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Die Lorelei
Ich weiß nicht, was es bedeuten soll,
Dass ich so geknickt bin.
Ein Märchen aus uralten Tagen,
Das geht mir wie ein Mühlrad im Kopf herum.
Den Fischer in seinem kleinen Kahne
ergreift ein ganz mildes Weh;
Er sieht die Felsenriffe nicht,
Weil er zur Lorelei hinaufschauen muss.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Den Schiffer mitsamt seinem Kahne.
Und das hat mit ihrem Gesange
Selbstverständlich die Lorelei bewerkstelligt.
Hans Reimann
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Die Bäuerin
In der warmen Jahreshälfte
Füttert sie die Hühnerchen:
Unterm linken Arm den Eimer
Mit den Weizenkörnern drin.
Mit der Rechten schwingt sie sie
Unters liebe Federvieh.
Mit exakt derselben Geste:
Eimer links und rechts mit Schwung,
Seh ich sie mit Schal und Schürze
Auch bei Winterwitterung.
Denn sie kommt – gemach, gemach! -
Ihrer Räum- und Streupflicht nach.
Marco Tschirpke
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Der Kavalier
Der Kavalier ist unterwegs.
Noch sind ihm viele Mädchen Keks.
Noch ist ein Abend süß und lieb,
Ein Kavalier ist in Betrieb.
Bei Tage scheint die Sonne schön.
Ein Kavalier will sterben gehen:
Ein Kavalier hat seiner Braut
Die letzte Jungfernschaft geklaut.
Alfred Lichtenstein
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Auf Knien gefleht
Warum hast du mich verlassen?
Ich kanns immer noch nicht fassen;
komm, mein Engel, komm zurück.
So ist´s recht; und noch ein Stück;
nicht so zögernd, Liebes, bitte
mach noch drei, na gut: vier Schritte,
halt, das reicht, ich kann dich sehn;
ey, verdammt noch mal, bleib stehn!
Denn ich hab dich doch so gerne
weder nah noch allzu ferne.
Thomas Gsella
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Überlistet
Wenn Blätter von den Bäumen stürzten,
die Tage täglich sich verkürzten,
nicht nur die schönsten, auch die meisten
der Vögel nach dem Süden reisten,
und all die Maden, Motten, Mücken,
die wir versäumten, zu zerdrücken,
von selber sterben – so glaubt mir:
es steht der Winter vor der Tür!
Ich lass ihn stehn!
Ich spiel ihm einen Possen!
Ich hab die Tür verriegelt
und gut abgeschlossen!
Er kann nicht rein!
Ich hab ihn angeschmiert!
Nun steht der Winter vor der Tür -
und friert!
Heinz Erhardt
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Resignation
Ja, so geht es in der Welt,
Alles fühlt man sich entgleiten,
Jahre, Haare, Liebe, Geld
Und die großen Trunkenheiten.
Ach, bald ist man Doktor juris
Und Assessor und verehelicht,
Und was eine rechte Hur ist,
Das verlernt man so allmählicht.
Nüchtern wurde man und schlecht.
Herz, du stumpfer, dumpfer Hammer!
Ist man jetzt einmal bezecht,
Hat man gleich den Katzenjammer.
Klabund
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