Lob der Krankheit
Droht einer mit der Zeit
normal zu versauern,
hilft eine Krankheit ihm,
nicht zu verbauern.
Krankheit macht hellhörig,
lässt tiefer blicken
Wer am Verschlanken ist,
kann nicht verdicken.
Ist einer dünnhäutig,
lernt er verstehen,
wie klein der Schritt ist vorm
Er- zum Vergehen.
Robert Gernhard
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Warum beißen den letzen die Hunde
Warum beißen den letzten die Hunde?
Warum ist er denn ausgerissen?
Weshalb ist er nicht stehengeblieben
Und hat zuerst zugebissen?
Er hatte Rhabarberkompott gegessen
Und stumpfe Zähne bekommen.
Deshalb hat er es mit der Meute
Lieber nicht aufgenommen.
Warum hat ihm niemand geholfen?
Wie kam es, dass sie ihn vergaßen
Als ihn die bissigen Hunde
Von allen Seiten anfraßen?
Ihre Haut war ihnen am nächsten
Ihr Herze tat ihnen so klopfen
Auch wollten sie den Hunden
Die Mäuler einmal stopfen.
Dieter Mucke
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Liedchen
Die Zeit vergeht.
Das Gras verwelkt
Die Milch entsteht.
Die Kuhmagd melkt.
Die Mllch verdirbt.
Die Wahrheit schweigt.
Die Kuhmagd stirbt.
Ein Geiger geigt.
Joachim Ringelnatz
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Brennesselbusch – so kleene
Auf einer Wiese, dichtebei
der wilden blauen Akelei,
stand, zwischen Zittergras versteckt,
ein winzig Nesselchen,
ein winzig Nesselchen,
so klein, dass man es nicht entdeckt ..
Es sprach der gelbe Frauenschuh
im nächsten Jahre schon: Nanu,
wer hat mich denn am Bein verbrannt?
Das war das Nesselchen,
das war das Nesselchen,
es wuchs und macht sich intressant ..
Drei Jahre später – sapperlot -
war selbst der rote Klee in Not:
Die bunte Wiese ist erstickt;
graugrünes Nesselmeer,
graugrünes Nesselmeer
deckt alles zu, wohin man blickt ..
Wär die Moral von der Geschicht:
Wehrt man dem Übel anfangs nicht,
dann ist das später Totentanz;
das Meer der Nesselchen,
das Meer der Nesselchen
verschlingt uns ohne Toleranz ..
Chris Hornbogen
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Wunsch
Ach, gebt mir irgendwas,
was mich vergessen lässt,
das ich vergessen will
und nicht vergessen kann.
Der Haufen dessen wächst,
was ich vergessen muss.
Wächst nirgendwo ein Kraut,
das dem Erinnern wehrt?
Ich fräß es büschelweis,
solang bis ich vergeß,
was dieses Kraut bewirkt
und wie es heißt:
Bratwurst?
Robert Gernhardt
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Erpelwahn
Ein Erpel wirft sich in die Brust.
Sein Prachtgefieder will er zeigen.
Er denkt dabei an Paarungslust,
Das kann und will er nicht verschweigen.
Die Enten tuscheln Seit an Seit,
Das Balzgetue stört sie nicht.
Sie kennen die Gefährlichkeit
Der Farbenpracht beim Mondenlicht.
Da leuchten aus des Nestes Grau
Die Erpelfedern wie Reklame.
Zur Tarnung wirklich wenig schlau.
Im Gegensatz zur Entendame.
Der Fuchs verspeist des Nachts mit Wonne
Zwei Erpel, nur die Federn nicht,
Die leuchten in der Morgensonne.
Man kleidet sich am besten schlicht.
Ingo Baumgartner
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Ich weiß nicht
Die Fliege sitzt im Mist,
der Teufel im Detail,
das Häschen in der Grube,
im selben Boot wir zwei.
Der Mann sitzt in der Falle,
Hänschen sitzt im Glück,
die Katze auf der Lauer
und Du mir im Genick.
Ich weiß nicht, wie ichs Dir sage,
wie ich um Dich empfinde,
ich suche nach den Worten,
die ich doch niemals finde.
Ich weiß nicht, wie ichs Dir sage,
wie ich mich um Dich zerreiße,
im Geist ist alles richtig,
doch wörtlich wird es fade.
Ein guter Satz reicht völlig
und Wörter gibt’s in Mengen,
noch einmal wills ichs wagen,
dieses Mal mit „hängen“.
Tom Dooley hängt am Galgen.
Der Trinker hängt am Bier,
am Arsch, da hängt der Hammer
und ich Arsch häng an Dir.
Fritz Eckenga
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Unausgeschlafen
Es schliefen auf dornenumhäkeltem Schloss
Dornröschen, Dornrösrich und der übliche Tross.
Eia-popeia
seit vielhundert Jahrchen
hört man sie schnarchen ..
Es gibt solche Schlösser auch fürder und für,
geändert wird meist nur das Schild an der Tür.
Eia-popeia
das wäre nicht wahrchen?
Hört sie doch schnarchen!
Chris Hornbogen
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Fischreiher an der Saale bei Halle
Da steht er bis zum Knie im Schlamm
Der stinkt ihn schon sehr lange an.
Er stiert flussauf und stiert flussab
Und hat das alles gründlich satt.
Die Fische tot, die Frösche tot.
Was frisst ein Fischreiher zur Not?
Wo sieht er für sich etwas Land
Wo ist der Saale heller Strand?
Er fragt sich, was er hier bloß soll
Hat den Kanal gestrichen voll.
Muss er vielleicht noch Ratten reißen
Um sie wie Mäuse zu verspeisen?
Da hob der Reiher sich empor
Bevor er den Verstand verlor.
Da ist er einfach weggeflogen
Schiß auf den Fluss im hohen Bogen.
Dieter Mucke
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Wie tun es die anderen?
Heute: Die Inselbewohner
Man tuts auf den Komoren
mit angelegten Ohren
Man tuts auf den Lofoten
mit schräggestellten Pfoten
Man tuts auf den Kykladen
mit abgespreizten Waden
Man tuts auf den Mollukken
genauso, nur im Ducken
Man tuts auf den Seychellen
an höchstversteckten Stellen
Man tuts auf den Kurilen
nach stundenlangem Zielen
Man tuts auf den Antillen
im Trance, wie wider Willen
Man tuts auf der Insel Juist
indem man durch den Schniepel niest.
Robert Gernhardt
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Landungsprobleme
Ein Schmetterling mit Augenleiden
Landet auf dem Schotterhaufen.
Er wähnt sich zwar auf Nektarweiden,
Findet aber nichts zum Saufen.
So macht er sich zu Fuß auf Suche,
Trippelt hin und trippelt her.
Er forscht nach blumigem Geruche,
Doch es riecht nach Staub und Teer.
Der Zufall wills, es weht der Wind
Unsren Falter in den Garten.
Nun glaubt er, seine Augen sind
Ähnlich den der Falkenarten.
Ingo Baumgartner
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Lekvik oder
Nach dem Einkauf bei IKEA
Menschen pesen durch Ikea
Kinder riechen nach Nivea
Müssen Pipi, wollen Nesquik
Bonbon, Eis, verbreiten Hektik:
Hier – das Bausatzbett heißt Lekvik!
Spinnst du? - Nein, tatsächlich L e k v i k.
Allen, die sich gerne legen
Scheint das Bett ein großer Segen
Stündlich wird von hundert Kunden
-Um sich seelisch abzurunden
Und auch physisch zu gesunden
Lekvik für sehr gut befunden.
Was an Lekvik so begeistert
Sind die Klippen, die es meistert:
Ob Erotik, ob Aerobic
Filigran oder mehr klobrig
Fuß- und Faustzeug, Missgeschick
Gymnastik oder schlichtes Glück.
Plastik- oder Pillenknick:
Alles ist mit Lekvik möglich.
Und den Lekvik- Kritikern
Sage ich – und sag es gern:
Es wird dieser schöne Stern
Durch Lekvik noch viel schöner wern.
Wiglaf Droste
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Frucht – Zucht – Frucht
Bananen, Melonen, Ananas –
Alle Früchte haben etwas -
Frei gesagt: Unanständiges,
Etwas Nuditätes an sich.
Darüber freue ich mich.
Denn sas ist etwas Unbändiges.
Instinktiv oder auch bewusst
Haben wir alle daran unsre Lust.
Aber die darüber erschreckt sind,
Sich entrüsten und jemand verklagen,
Denen wollen wir andere sagen,
Dass wir schon lange nicht mehr a.A. Geleckt sind.
Und das muss - Wenn auch nur theoretisch-
Immer mal wieder auf Erden geschehn.
Sonst werden wir Mehlbrei und hyperästhetisch
Und werden rot, wenn wir Pfirsiche sehn.
Joachim Ringelnatz
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Quarkbrot - Moritat
Dr Tote in der Eiger-Wand,
den man nach vielen Jahren fand,
hielt noch das Quarkbrot in der Hand,
die Finder waren außer Rand ..
Quarkbrote in der Eiger-Wand,
sind eher selten, wie man fand.
Begrubs darum mit großem Tand,
Na, wo schon? In der Eiger-Wand.
Und eine Kunde ging durchs Land,
wo Quarkbrot seine Ruhe fand.
Von nah und fern kam man gerannt.
Quarkbrote gabs an jedem Stand.
Der Tote an der Eiger-Wand?
Der hängt noch da, wo man ihn fand.
Frank Schäfer
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Kater Kalle
Auf dem Weidepfahl sitzt Kalle,
gelb das Auge, gelb das Fell,
fette Maus in seiner Kralle,
gnadenloses Naturell,
Kalle frisst die Mäusemutter
Bedenkenlos, gewissenfrei:
Mäuse sind halt Katzenfutter,
Kalle denkt sich nichts dabei.
Reinigt gründlich seine Krallen,
meint, wenn täglich früh und spät
Mäuse ihm zum Opfer fallen,
dass sich das von selbst versteht.
Immerzu kommt erst das Fressen,
hinterher erst die Moral.
Seinen Bart putzt sich indessen
Nachbars Kalle auf dem Pfahl.
Helmut Brunhorn
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