Der Laut-Maler
Zum 150. Geburtstag: Alexander Graeff stellt Wassily Kandinsky mit "Vergessenes Oval" als Dichter vor
"Links oben in der Ecke ein Pünktchen./ Rechts unten in der Ecke ein Pünktchen./ Und in der Mitte gar nichts./ Und gar nichts ist viel. Sehr viel - jedenfalls/ viel mehr als etwas." Wassily Kandinsky (1866 - 1944) könnte mit dem Prosagedicht "Leer" durchaus ein eigenes Bild beschrieben haben. Er war eben nicht nur Maler, sondern auch Dichter. Während ihn die Dadaisten sehr schätzten, sind seine literarischen Qualitäten heute fast vergessen.
Zum 150. Geburtstag des Künstlers haben jetzt Alexander Graeff und Alexander Filyuta einen kleinen Band herausgegeben: "Vergessenes Oval" (Verlagshaus Berlin), in dem sie Gedichte aus Kandinskys Nachlass veröffentlichen. Kandinsky begann in jungen Jahren zu zeichnen und zu schreiben. In einem Vierzeiler schwärmt er ein wenig konventionell über die überall verstreuten Blüten der Poesie und gelangt zu demm Schluss. "Du bist gefesselt, trotzdem bleibst du frei,/ Du bist allein, trotzdem bist du nicht einsam." Zu der Zeit studiert er in Moskau Nationalökonomie und Jura und macht sich in seiner Doktorarbeit 1898 über Mindestlöhne Gedanken.
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