Mathhias Politycki

Nie wieder Deutschland
Abschiedsgesang des Herrn Broder Broschkus

Nie wieder frischgezapfte Austern,
nie wieder Erdbeeren mit Blattgold-Glasur (und tagsdrauf
unlauteres Gold scheißen), nie wieder!
Nie wieder Sterne- und Erlebnisgastronomisches
ohne Licht,
ohne Besteck,
aber mit lustigen Liliputanern als Kellnern!
Nie wieder Restalkoholisches mit Sauerstoffdrinks
bekämpfen,

nie wieder aktmungsaktive Unterhosen,
begehbare Koffer, Kühlschränke, Kulturbeutel
und handgefertigte Klobürsten aus Edelstahl!
Nie wieder Felltassen („Hauptsache, Schatz,
es fühlt sich gut an“) und dann auch noch
Aromaperlen im Tee,
nie wieder aufblasbare Krawattennadeln und
handbemalte Gummistiefeln,
nie wieder linksdrehend
rechtsdrehend geschliffene Whiskeygläser
und Fernbedienungen, die um die Ecke funktionieren!

Nie wieder Fröhlichkeit von Wetterfernsehfröschen,
Sozialverträglichkeit von Brillantinekanzlern,
Late-Night-Beichten von Betroffenen
(und dazu krebserregende Kartoffelchips knabbern),
nie wieder!
Und auch keine Pfotencreme mehr für den Hund (2,04 €),
kein Hundefilm-Video für den Hund,
kein ayurvedisches Trinkwasser für den Hund
(dann lieber vollelektronisch ein Kuschel-Alien aus Fernost)!

Nie wieder Feng-Shui-Wohnen und trotzdem kalte Füße haben,
nie wieder Eigenheimplanung, bei der Dachrinnen- und
Fußabtreterheizung eine Rolle spielen,
nie wieder über Windwiderstände von S-Klassen diskutieren,
über Bremskraftverstärker im Zwischengeschlechtlichen,
über Bücher, bei denen nicht mal die Klappentexte spannend sind,

und Bilder, bei denen keiner erkennt, wo oben ist und unten!
Schluss mit all den SMSherzigkeiten,
geregelten Glückszuwendungen,
dem formulierten Ablauf der Ekstasen!
Nie wieder „Tag des Butterbrots“,
„der offenen Hosentür“ oder „die alleinerziehenden Mütter“,
nie mehr Kochen-gegen-Rechts, Duftkerzen und Direktsaft!
Nie wieder Designersärge,
nie wieder Deutschland!