Schreiben, streiten, verzweifeln
Bettina Baltschevs bewegender Essay „Hölle und Paradies“ über deutsche Schriftstellerzirkel im Exilort Amsterdam.
Es war Hermann Kesten, einer der großen Zeitzeugen des literarischen Exils, der nach dem Ende der Hitler-Barbarei davon sprach, dass „die Emigration die Hölle (war)“. Sie erwies sich allerdings für die Flüchtlinge der 1930er und 1940er Jahre als eine Unterwelt, die wie in Dantes „Göttlicher Komödie“ verschiedene Höllenkreise zeigte. In ihnen erlebten die Opfer der Verfolgung die Demütigungen und den Überlebenskampf auf sehr unterschiedliche Weise.
Schriftsteller wie Thomas Mann oder Lion Feuchtwanger, Stefan Zweig, Erich Maria Remarque oder Emil Ludwig hatten auch in der Fremde hohe Einnahmen, ihre Bücher erschienen in zahllosen Übersetzungen und sie waren daher nicht auf ihre verlorenen deutschen Leser angewiesen. Für diese Autoren wurden die Jahre in der Fremde ein zwar seelisch schwerer aber materiell doch bequemer Lebensabschnitt.
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http://www.fr-online.de/literatur/exilor...6,35132386.html
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Naja, mir fällt da Joseph Roth ein. Auch er war seinerzeit ein hoch anerkannter Schriftsteller. Ich habe zu ihm ein kleines Gedicht geschrieben, aber wer den Hintergrund seines Daseins in Paris nicht kennt, nicht weiß, dass er in einem Asyl untergekommen war und sich zu Tode getrunken hat, wird es vielleicht nicht verstehen.
Joseph Roth
Paris summte.
Einer saß, dunkel im Dunkel
unter der Brücke, sprach mit den Stimmen
der Toten.
Er nahm den Gehstock,
seinen Hut, erhob sich, warf die Flasche, leer,
in die Seine. Wankte hinauf
auf den Quai.
Sprach mit Hiob. Ging
ins städtische Asyl, vergab niemandem
nichts, im wunden Auge die Lebendgesichter
der toten Freunde.
22.1.12
Hat diese Autorin auch solche Menschen wie Joseph Roth überhaupt erwähnt?
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"Andere gingen zugrunde. Ernst Toller erhängte sich in einem New Yorker Hotel, Joseph Roth trank sich zu Tode, Ernst Weiß nahm nach dem Einmarsch der Deutschen in Paris das tödliche Gift, Walter Benjamin gab an der spanischen Grenze auf."
Ja, hat sie. Der Essay lohnt sich bestimmt, danke dafür, Sirius! Tolles Gedicht über J. Roth, Angelika!
(Bettina Baltschev: Hölle und Paradies. Amsterdam, Querido und die deutsche Exilliteratur. Berenberg, Berlin 2016. 167 Seiten, 22 Euro.)
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Großartig dein Gedicht, Angelika! Großes Kompliment!
https://www.dhm.de/lemo/biografie/joseph-roth
Und Dankeschön für die Ergänzung, Richard!
Sirius
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