Habt Ihr das auch? So manchmal? Wenigstens die Älteren unter uns?
Nachdem ich das Wachwerden und alle dazu gehörigen Rituale hinter mich gebracht hatte, setzte ich mich an den Rechner, ließ die Finger knacken, hob die Hände in unnachahmlicher Dramatik – und ließ sie wieder sinken: Es fiel mir nichts ein, der Welt, die es bestimmt sehr nötig hat, ein Meisterwerk wie Perle vor Sau zu skribentieren. Nur mein Blues, aber den kann man weder spielen, wie er ist, noch schreiben.
Ich zwang mich!
Der erste Gedanke morgens ist genügend ernüchternd tragisch, sich herzlich zu wünschen, in der Nacht heimlich die große Grätsche endlich hinter sich gebracht zu haben: Ich bin alt! Kein kokettieren mit: Ich bin schwerst ermattet. Ich bin es nämlich wirklich. Das ist kein gräßlicher Albtraum, der für sich alleine schon ausreichend genügen würde, mir den Tag zu versaubeuteln, sondern wirklich wirklich! Egal was weise Männer und Physiker über die Wirklichkeit lästern.
Diesmal verliert er sich nicht im Laufe der Stunden, sondern wird immer massiver: Dieser Drops ist gelutscht. Das ist keine Imagination, aus der man aufwacht und feststellt, dass es nur ein Traum warm – der vom Alt-Sein. Und in der Retroperspektive, hier als Zugabe, Erinnerungen an Situationen, in denen ich einfach nur Panne war.
Oh mein Gott! Was bin ich doch für eine erbärmliche Nulpe.
Wütende Hunde pissen an mein Denkmal. Ja, es stimmt. Das habe ich tatsächlich so getrieben, gemacht, erlebt, und ja, ich bin feige, egoistisch, abgebrüht, ein Waschlappen, Junkie, Kapitallisten- und Mammasöhnchen.
Was habe ich aus dem Geschenk des Lebens gemacht? Gibt es irgend etwas, worauf ich zu Recht stolz sein kann? Nein, die Kinder zählen nicht, auch nicht dieser bemerkenswert ewige Tanz mit Morpheus (zwei vor, zwei zurück, seitwärts, seitwärts, und von vorn).
Und wieder mal bescheiße ich den lieben Gott um einen weiteren Tag. Lese Raymond Chandler, blättere in alten Geo-Magazinen, kiffe mich blöde, kille virtuelle Monster, gucke hübsche, nackige Mädchen, koche was, nein, endlich mal sauber zu machen habe ich keine Lust.
Tja, so und noch viel mehr, ist der Blues. Lohnt nicht der Niederschrift.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Oh, mein Gott, Karl-Ludwig ist alt! Er ist unglaubliche 67 Jahre alt, einer der wenigen überlieferten Fälle, wo ein Grausen durch alle Mädchenpensionate geht: Das müssen wir uns jetzt die nächsten zwanzig Jahre anhören..!
Wie konnte es nur dazu kommen, dass aus dem prognostizierten Wahnsinn plötzlich Realität wird? Ich meine, dass es Angelika, Lucy, Lotte und mich betrifft, war irgendwann abzusehen, selbst der „Nachwuchs“ mit Richard, Anna, Leo und Jonny wird sich seine zugeteilten Falten abholen müssen –aber Karl-Ludwig? Was gibt es nur für schreckliche Schicksale!
Und nun, gänzlich im Blues versunken, noch vor Tagen weggedröhnt wie Konstantin Wecker zu seinen besten Zeiten in die Philosophie des großen Raums, stellt er eines Morgens fest: Verdammter Mist, all die Jahre sind ja plötzlich weg und was mir bleibt, ist nur noch meine Hautcreme, das Pesto und der Spott von Sirius. Mir ist so schlecht, ich brauche dringend etwas Mitleid, der Stoff ist auch wieder alle und keiner da, der mich am A..lecken will.
Und keiner hat ihm was gesagt: Morpheus nicht, die Physiker und Philosophen nicht, weder Richard noch Gott, nicht mal seine..äh..Bekannte, und nun steht er da, sucht verzweifelt seinen „Junior“ und die Kopfschmerztabletten und will sich in eine Höhle im Tibet zurückziehen, wahlweise muss es auch eine Eisscholle tun.
Ja, Karl-Ludwig, ich habe Tränen geweint (was anderes kann ich leider nicht), bin ergriffen und zutiefst bewegt über das Unglück, dass dir widerfahren ist.
Trotzdem: Danke, Sirius, du Stänkerarsch, dass du aus dem klsa ein Karl-Ludwig gemacht hast in nächtelanger filigraner Kleinarbeit, während ich den schändlichen Taten meiner Vergangenheit nachtrauere.
Zuck die Schultern, Karl-Ludwig, bescheiß noch einmal den lieben Gott, hör noch einmal die lieblichen Klänge aller Liebesbotschaften, denen du habhaft wirst – und mach endlich die Bude sauber!
Liebe Grüße
Sirius
Reset the World!
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Was freue ich mich, wenn wir uns endlich einmal alle persönlich kennenlernen. So Gott will, also ich. Moment, was für ein Bier trinkt man denn da bei euch so? Schuldige, das wäre nämlich schon ein Kriterium. Mein überaus gepflegter 4Tage-Bart ist nämlich schon weißgrau, deshalb frage ich..
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Wir trinken alles, was blau, schön und doof macht. Für Karl-Ludwig nur Kinderbier, der wird sonst depressiv.
Reset the World!
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Karl-Ludwig kann uns einen Joint bauen – wer braucht denn da noch Bier?
Hallo Karl-Ludwig,
dein Ruf eilte dir schon voraus – schön, dich kennenzulernen.
Das Geschenk des Lebens besitzt du doch noch; dann kannste auch noch was draus machen.
Liebe Grüße
Lucy
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Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich mich nun besser fühle?
Danke für die Umbenennung von klsa -> Karl-Ludwig. Demnächst werde ich bestimmt wieder etwas Flüssigeres (über) schreiben, sobald ich die Kellertreppe gefunden habe, wie ein Phönix.
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Großes Kino!
Ich danke euch alten Tatterern!
"Leg dein ganzes Sein in dein geringstes Tun" (Pessoa)
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