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RE: Kreuzberger Nächte

#1 von Seeräuber-Jenny , 28.11.2015 04:09

Kreuzberger Nächte sind lang,
küss ich ne Frau oder’n Mann,
ziehe ich Koks oder Speed,
hab ich auf Sex Appetit?

Fällt die Entscheidung mir schwer,
nehm ich von allem und mehr,
sauf dazu Whisky und Bier,
wär doch so gerne bei dir.

Rede Gescheites und Mist,
einen, der auch traurig ist,
nehm ich zum Trost in den Arm,
so wird uns beiden schön warm.

Pünktlich fährt die BVG,
gute Nacht, Freunde, ich geh,
lass meine Träume vom Glück
bei euch am Tresen zurück.

Stapfe durch Kotze und Dreck,
der letzte Euro ist weg.
Mitten in Scherben aus Glas
liegt ne Schnapsleich auf der Nas.


Die Leute sagen immer:
Die Zeiten werden schlimmer.
Die Zeiten bleiben immer.
Die Leute werden schlimmer.

Joachim Ringelnatz

 
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RE: Kreuzberger Nächte

#2 von BABS the SPECIAL ONE , 28.11.2015 08:46

Aber so wie in den 60ern sind die Kreuzberger Nächte bestimmt nicht mehr.
LG
Babs


Was kostet die Welt - Ich nehm zwei.

 
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RE: Kreuzberger Nächte

#3 von Seeräuber-Jenny , 28.11.2015 12:36

Stimmt. Das Publikum ist international geworden, und das "Roses" in der Oranienstraße, unser altes Lieblingslokal, ist jetzt immer heillos überfüllt. Auch ist fast überall Techno zu vernehmen, was natürlich Geschmackssache ist, aber man gewöhnt sich dran.

Ich bin ja erst seit 1987 in Berlin zu Hause. Seitdem hat sich sehr viel verändert, aber auch die heutige Zeit hat ihren Reiz, trotz Gentrifizierung. Am besten gefielen mir die ersten Jahre hier, die letzten Jahre mit der Mauer, der Fall der Mauer und die frühen Neunziger, als alles möglich schien.

Gerade diese ständige Veränderung ist es, was Berlin interessant macht.

Wie war es in den Sechzigern?

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny


Die Leute sagen immer:
Die Zeiten werden schlimmer.
Die Zeiten bleiben immer.
Die Leute werden schlimmer.

Joachim Ringelnatz

 
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RE: Kreuzberger Nächte

#4 von BABS the SPECIAL ONE , 28.11.2015 13:51

Tja, meine Liebe, die 50er und 60er in Berlin waren einsame Spitze. Kreuzberg war da noch ganz normal, mit Kneipen an jeder Ecke, in die die Leute abends mit Hausschuhen reingewackelt kamen. Aber das war in den anderen Bezirken nicht anders. In der Bergmannstr. gab es noch etliche Hinterhof-Kuhställe, genau wie in Moabit und im Charlottenburger Kiez ( Dankelmannstr. usw. ). Schön war zu dieser Zeit der Bockbieranstich in der Hasenheide. Tanzen gingen wir in die Eierschale und die Badewanne und ins Eden. Rolf sah damals noch recht schnittig aus und wenn er anfing von seiner Zeit in der Hagana zu erzählen, war schon toll. Der Sportpalast stand noch und Krückes gepfiffenen Sportpalastwalzer hab ich heute noch im Ohr. Und das Schönste, in Berlin gabs keine Sperrstunde. Wir sind oftmals um 4 Uhr morgens am Kudamm noch bowlen gegangen. Und überall hatte Jahn seine Wienerwalds. Der bruzzelte nur amerikanische Maishähnchen, die haben vielleicht geschmeckt. Ach ja, wenn ich zurück denke, es war eine tolle Zeit.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende
Babsi


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RE: Kreuzberger Nächte

#5 von scrabblix , 28.11.2015 23:10

Dank euch beiden, für den kleinen Ausflug, ich bin euch gerne gefolgt!

Lieben Gruß
scrabblix


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Kreuzberger Nächte

#6 von Seeräuber-Jenny , 28.11.2015 23:58

Ja, Babsis Schilderung des Berlins der sechziger Jahre klingt wirklich sehr aufregend!

Das bunte Treiben am Kudamm und die tollen Kneipen kannte ich bisher nur aus Erzählungen von Margareta, der früheren Frau von Wolfgang Neuss. Aber der alte Westen ist wohl wieder im Kommen.

Der schnittige Rolf Eden - damals musste noch kein Schönheitschirurg an ihm rumschnippeln...

Als ich meine erste Wohnung in Moabit bezog, gab es noch jede Menge alternative Kneipen, doch das Sterben der Eckkneipen hatte schon begonnen. In Charlottenburg-Nord, das nicht weit war, gab es einen schönen kleinen Jazzkeller, das Lohmeyer's, und gleich bei mir um die Ecke das "Ballhaus Lustige Witwe" mit Tischtelefonen, wo ich mit meiner Mutter einen lustigen Abend verlebte.

Meine Mutter kam immer gern nach Berlin. Wir gingen zusammen ins Kranzler, ins KaDeWe und auf die Rummelplätze. Sie mochte die Stadt, weil sie so grün ist, und weil Berlin Tag und Nacht geöffnet hat.

Liebe Grüße
Seeräuber-Jenny


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RE: Kreuzberger Nächte

#7 von Sirius , 29.11.2015 22:23

Ich kann -leider- über Berlin nicht mirreden, aber das Gedicht kommt so "unrasiert" daher, dass ich an die Orte meines "Berlin" denken musste, an die "wilden Zeiten", an das Leben und Lieben in den Nächten.
Ich mag diese Sprache, die so leger, so locker und frei und ehrlich ist, so wie auch Babs schreibt, in der man sich ganz ungezwungen die Seele auskotzen kann und sich ein Ei darauf pellt, ob sie ankommt oder gefällt.

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