Behzad Karim Khani: Hund Wolf Schakal
Im Debütroman von Behzad Karim Khanim geht es um zwei ungleiche Brüder auf den Straßen von Neukölln. Das biografisch inspirierte Buch erzählt ungeheuer kraftvoll und packend von "Verlorenen und Verlierern".
Behzad Karim Khani wurde 1977 in Teheran geboren, 1986 floh er mit seiner Familie nach Deutschland und er lebt schon viele Jahre in Berlin Kreuzberg, wo er nicht nur schreibt, sondern auch die Lugosi-Bar betreibt. Beim diesjährigen Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt hat er einen Auszug aus "Hund Wolf Schakal"vorgetragen.
Saam und sein jüngerer Bruder Narim sind noch Kinder, als sie mit ihrem Vater aus dem Iran fliehen müssen, nachdem die Mutter im Tumult der iranischen Revolution hingerichtet worden ist. Die drei landen in Berlin Neukölln, der Vater, der bei einem Attentat ein Bein verloren hat, fährt Taxi, seine Söhne schlagen ganz unterschiedliche Wege ein: Während Narim aufs Gymnasium geht, gerät der eigentlich sensible und fantasievolle Saam quasi schon am ersten Schultag an die falschen Leute und entwickelt sich zum brutalen Schläger, der schließlich im Gefängnis landet.
"Saam ist ein schwieriger Junge mit einer schwierigen Kindheit", erklärt Khani. "Ich wollte da nicht so monokausal reingehen: Schau mal, hier ist ein sehr zarter Junge, dem bestimmte Dinge passieren, und er geht durch dieses Martyrium, also wird er zu einem Monster. Mein Buch behandelt die Frage der Würde. Er ist gewaltbereit, er hat das Potential dazu, er hat einen Machtanspruch, der sich weniger über Herrschenwollen ausdrückt, als über den Willen zu gestalten."
Saam und Narim könne man durchaus als die zwei Seelen verstehen, die auch in seiner Brust schlagen, sagt Behzad Karim Kani, der mal Kunstgeschichte studiert, den legendären Open-Air-Club Bar 25 mitbegründet hat und nun seit einigen Jahren die Kreuzberger Lugosi-Bar betreibt. Ein Stück weit teilt er auch die kriminelle Vergangenheit mit Saam, er kennt also die Gewalt auf der Straße und all die jungen Männer, die den Krieg zwar hinter sich gelassen haben, aber ihn doch nie losgeworden sind. Saam flüchtet sich darum auch immer wieder in eine Fantasiewelt, nachdem er den Krieg und den Tod der Mutter direkt miterlebt hat. Fast surreale Einschübe scheinen die Gesetze der Wirklichkeit auszuhebeln und verleihen Saam eine große Tiefe.
"Ich habe meinen Figuren etwas zugeschrieben, was wir, wenn wir das Genre Milieuroman haben, oft nicht tun, und zwar eine Innerlichkeit: dass diese Menschen auch logisch handeln, eine Intelligenz besitzen, unabhängig denken können. Weil das ist das, was ich auf der Straße auch sehe: eine kluge Anpassungsfähigkeit - nicht an die deutsche Mehrheitsgesellschaft, sondern an die Realität, die die durchlaufen."
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https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Hun...i,khani100.html
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