Das halbe Jahr

Wer lebte es an meiner statt
das halbe Jahr wer kann es loben
wer tanzte lachte sah sich satt
hat meinen Traum zum Vers verwoben

das halbe Jahr wer kann es loben
wer aß ihn nicht den Einheitsbrei
hat meinen Traum zum Vers verwoben
wer floh vor seinem Einerlei

wer aß ihn nicht den Einheitsbrei
wer ist gemächlich durchgeschwommen
wer floh vor seinem Einerlei
wer hat sich meine Zeit genommen

wer ist gemächlich durchgeschwommen
wer tanzte lachte sah sich satt
wer hat sich meine Zeit genommen
wer lebte es an meiner statt?

Weg ist es, das halbe Jahr...
Die ersten Wochen waren schön, dann war wieder Hamsterrad laufen angesagt.
Dein Pantun gefällt mir, liebe Lotte!
Erkenne eine Spur von Traurigkeit zwischen deinen Zeilen.
Aber manchmal leben wir auch wie in einer Tretmühle, da hat es der Alltagstrott verdient,
mal so richtig auf's Korn genommen zu werden.
Ist dir gut gelungen.

Hoffnungsvolle Grüße in die nächste Hälfte!
Jonny

Jonny hat natürlich gleich erkannt, dass es ein Pantun ist.
Mir geht es auch so, dass ich große Teile des ersten Halbjahres vermisse.Aber sie sind weg, man kann sie nicht noch mal leben, weil man beim ersten Mal nicht so richtig dabei war.
Deshalb ist jeder Augenblick kostbar, den man mit Dingen und Menschen verbringen kann, die man mag.
Der Text ist ein wenig traurig über die "ungelebte" Zeit, die im Nachhinein nicht bewusst wahrgenommen wurde. Tatsächlich aber sind wir ja an jedem Tag (noch) dabei.
Ich finde das Pantun wunderschön, mit einer beeindruckenden letzten Strophe (wobei mich die anderen Strophen natürlich auch beeindruckt haben).

Sirius

Ja, Jonny, Traurigkeit war mit an Bord, als mir auffiel, dass das halbe Jahr an mir vorbeigerannt ist, kaum das es Hallo gesagt hatte.

Sicher war ich, genau wie du, Sirius, jeden Tag dabei, aber es hat solche Fahrt aufgenommen, das mir ganz schwindelig geworden ist.

Herzlichen Dank an euch, Jungs!

Liebe Lottegrüße

Ja, Scrabblix, so geht es. Ich könnte ein Gedicht über ein Vierteljahrhundert schreiben, das an mir vorbeigerauscht ist, ohne dass etwas blieb, um das es sich lohnte zu weinen. Schön, mal wieder einem Pantum zu begegnen. Ich habe auch eine Zeitlang Pantums geschrieben, habe dann aber festgestellt, dass hier doch das Formale zu sehr vorherrscht. Aber man muss sich auch daran mal probiert haben.
In der letzten Zeile allerdings fehlt mir doch ein wenig der Bezug zum halben Jahr. Dieses "es" irritiert, weil es zu weit weg steht. Aber ansonsten sehr gut geschrieben, Scrabblix.

Angelika

Ein solches Resümee nach einem Vierteljahrhundert? Das hört sich nicht gut an, Angelika!

Mit dem "es" habe ich auch gehadert, aber es wollte keine zündende Idee aufblitzen. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht, meine Verse mal wieder in eine Form zu gießen.

Herzlichen Dank an dich!

Liebe Lottegrüße