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RE: Augen im Fahrstuhl

#1 von Jonny , 06.08.2017 12:39

Eine barfüßige, schwarzhäutige Frau im Lift, hat mir gerade den Tag gerettet.
Ihr beladener Wäschekorb war so rot wie ihre vollen Lippen und ihr einladendes Lachen so offen wie das Meer..
Und ich stand einfach nur da - stand da - mit meinem Kopf voller Worten, die sich ständig verkriechen, wenn ich nach ihnen suche...
Es war ein sekundenlanges Schweigen zwischen drei Stockwerken, ich hatte die ganze Zeit das Gefühl - das sichere Gefühl,
dass wir uns verstehen würden. Aber wie weit kann uns ein Fahrstuhl bringen?
Ich habe längst kein Vertrauen mehr in Augenspiele.
Zu viele Fenster haben manche Seelen.
Zu viele Türen haben manche Herzen...

 
Jonny
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RE: Augen im Fahrstuhl

#2 von Angelika , 06.08.2017 16:02

Das kenne ich, Jonny. Erlebe ich fast jeden Tag. Ich sehe mir die Leute an, die mit mir Fahrstuhl fahren, und frage mich immer: Könnte der oder die ein Freund, eine Freundin sein? Wirklich ja sagen konnte ich bisher nicht. Im Parterre wohnt eine vietnamesische Familie, sehr angenehme, freundliche Leute. Was habe ich da im Fahrstuhl schon alles erfahren: Dass sie immer so spät kochen und der Essensgeruch in die eigene Wohnung zieht, das sei eine Belästigung, die man sich verbittet. Zum Beispiel. Und vieles mehr. Ansonsten "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen".

Was ich an deinem Text nicht verstehe, Jonny, ist die Schlussfolgerung aus deinem Erlebnis mit der schwarzen Frau. Ich hätte mir einen anderen Schluss denken können. Damit nimmst du den aufbauenden Eindruck, den dein Text bis dahin ausstrahlt. Find ich schade.

Angelika

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RE: Augen im Fahrstuhl

#3 von Jonny , 06.08.2017 16:43

Ich freue mich, Angelika, dass wir hier auf selber Welle schwimmen.
Und du hast recht, mein etwas verbitterter Abschluss dieser - eigentlich reizvollen Fahrt - sind
wohl Folgeerscheinungen geschädigter Wurzeln...
Aber es war wirklich eine so unerklärlich - exotische Tour, dass ich euch daran teilhaben lassen wollte.
Ich danke dir!

Jonny

 
Jonny
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RE: Augen im Fahrstuhl

#4 von Sirius , 06.08.2017 21:07

Ein interesssantes Erlebnis, das du da aus deinem Enpfinden heraus beschreibst, Jonny.
Ich frage mich, wie es ausgegangen wäre, wenn anstelle der Barfüßigen Angelika im Fahrstuhl gewesen wäre.
Vielleicht hättest du sie ansprechen können ("Fahren Sie auch in diesem Fahrstuhl?"). Und im zweiten Stock nimmst du ihr den Wäschekorb ab.
Aber im Ernst: Das Lachen der Frau hat dir sicher gut getan und vielleicht hast du instinktiv nichts gesagt, um diesen Moment nicht kaputt zu machen.
Aber beim nächsten Mal..

Sirius


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RE: Augen im Fahrstuhl

#5 von Jonny , 06.08.2017 21:26

Eine sehr gute Frage, Sirius.
Ich hätte ja auch alle Haltepunkte für die Barfüßige Schönheit drücken können - am besten alle Stockwerke,
so hätten wir uns länger belächeln können.
Und bei zwei mal zwei gefühlten Metern im Quadrat, entwickle ich ausgefeilte Berührungstechniken...
Ich bevorzuge Vollkörperkontakt...

 
Jonny
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