Bedrohliches Gemurmel
Michael Opitz erzählt das Leben des großen Dichters Wolfgang Hilbig.
Im Herbst 1963 wird Wolfgang Max Hilbig aus der Nationalen Volksarmee entlassen. Er hatte den Grundwehrdienst bei einem Nachrichten-Bataillon im brandenburgischen Waldsieversdorf geleistet, musste allerdings einige Zeit länger bleiben, um seine Arresttage abzusitzen. Man warf ihm sein „ständiges unmilitärisches Verhalten“ vor. So habe er sich geweigert, Leitungsmasten zu tragen, da ihm das als Geräteturner schaden könne. Ambitionierter Geräteturner war Hilbig tatsächlich, Armeeverächter auch. Seine Vorgesetzten baten deshalb seine Mutter, „bei der Erziehung Ihres Sohnes behilflich zu sein“. Und tatsächlich erschien sie bei einer FDJ-Veranstaltung in der Kaserne.
Nur half das nichts. Hilbig ließ sich nicht zum Mitläufer umerziehen. Er schrieb, auch während seiner Armeezeit schon, an seinen eigensinnigen Texten, an der Erzählung „Nach unten“ etwa: „Was denke ich, wenn ich mir diese Welt von einem hohen Berge aus betrachte“, fragt er damals.
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