Nichts wie los von den Verstrickungen
Barbara Schibli entwirft in ihrem ersten Roman eine eigenwillige Variante der Identitätssuche. Es gelingt ihr damit die kunstvolle Darstellung einer Selbstbefreiung.
Schachteln, nichts als Schachteln voller Fotos: Leta Baselgia nimmt ihre Zwillingsschwester Anna seit dem sechsten Lebensjahr durch die Linse der Kamera wahr. Papiertüten, nichts als Papiertüten voller Pflanzenproben: Anna erforscht mit dem Mikroskop die Eigentümlichkeiten der in vielen Arten und in vielerlei Gestalt auftretenden Flechten. Für die 34-jährigen Schwestern hat sich die Welt verengt; beide sind mit dem Objekt ihrer obsessiven Beobachtung verstrickt. Warum diese Ausschliesslichkeit?
Barbara Schibli legt mit ihrem Debütroman einen interessanten Text der Kontraste vor. Denn Letas Sammlung und Annas Forschung entpuppen sich als Mittel, um die unterschwelligen Aggressionen zu bändigen. Sorgfalt prallt in diesem Roman auf Gewalt, das Chaos der Gefühle auf den Ordnungseifer der Fotografin und der Flechtenforscherin. Warum das Seelenlabyrinth der beiden Schwestern derart verdüstert ist, erfährt man erst nach und nach, und eigentlich lassen sich die Zusammenhänge lesend mehr erahnen, als dass sie psychologisch plausibel aufgeschlüsselt werden.
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https://www.nzz.ch/feuilleton/barbara-schibli-ld.1324502
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