Unerwartet
Nächte kreisen um die Gläser,
Schatten legen Falten auf die Haut,
Ungewohnte Seufzer werden laut,
Vom Tau betrinken sich die Gräser.
Stühle reisen durch das Zimmer,
Auf den Kissen jauchzt die Liebe,
Mag verfliegen Lust und Triebe,
Aber Sehnsucht, die bleibt immer.
Doch einer, der den Schmerz sich fing,
Trat stumm hinzu, verzieh und schwieg
- Am Morgen, als der Tag aufstieg –
Ließ seinen Ring zurück – und ging.
Sirius
Reset the World!
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Hier hast du wieder voll meinen Nerv getroffen, Sirius.
Wunderbare Verse...
Lesezeichen!
Jonny
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Das gefällt mir sehr, Sirius. Da ist dir eine sehr eigentümliche Sprache gelungen. Besonders der letzte Vers - er hat etwas sehr Trauriges, Endgültiges, Versöhnliches. Irgendwie ist er nach allen Seiten offen, der Vers. Sich die Sehnsucht (süßer Schmerz) wie eine Krankheit einfangen, das ist gut. Und ja: Man kann nichts für die ewige, unstilllbare Sehnsucht, die einen, meist in denTräumen, befällt.
LG, Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Ich danke euch beiden ganz herzlich!
Ich habe schon von anderer Seite erfahren, dass der Text etwas kryptisch ist durch meine Ausdrucksweise.
Im Prinzip ist es die alte Geschichte: In den ersten beiden Strophen will ich nur umständlich einen Treuebruch beschreiben, in der dritten kommt der Betrogene hinzu, klagt aber nicht an, versteht es sogar, aber das mindert nicht seinen Schmerz und die Untreue an sich.
Deshalb geht er einfach und lässt die beiden zurück.
Das ist eigentlich alles. Die Dinge sind oft ganz einfach: Die einen haben die Lust, der andere den Schmerz, dazwischen all das, was schon immer wehtat.
Lieben Dank, auch für das Lesezeichen, Jonny!
Sirius
Reset the World!
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