Verschont mich endlich mit der Behauptung „Lesen macht glücklich“!
Elke Heidenreich und Co. flüstern uns ständig ein: „Lesen macht glücklich“. Als ob das Leben nur mit vielen Büchern sinnvoll wäre. Dabei machen Bücher uns weder reich noch anständig. Eine Polemik.
Ich kann es nicht mehr hören. Dieses trunkene Anfeuerungsgerede, diese putzmuntere Selbstaufmunterung, diese suggestive Einflüsterung, dass ein menschenwürdiges Leben nur denjenigen beschieden sei, die lesen. Seit Jahren geistert dieser unheilvolle, inhaltsarme Satz durch die Feuilletons, durch Buchempfehlungsblogs und durch den Ratgebermarkt: „Lesen macht glücklich!“
Eine Behauptung, die auf vielen halb wahren und halb garen Voraussetzungen beruht und die durch kraftvolles Wiederholen nicht einsichtiger wird. Natürlich propagieren das Leseglück vor allem diejenigen, die von Berufs wegen an die Unverzichtbarkeit und an den Nutzen von Lektüre glauben, glauben wollen: Lektoren, Büchereidirektoren, Literaturkritiker und Verleger. So wie sich Klempner irgendwann die Überzeugung angeeignet haben, dass ein gesichertes, glückliches Leben nur durch zuverlässige Klempnerdienste zu erlangen sei.
Es geht den Lesepropagandisten nicht um jede x-beliebige Art des Lesens. Besonderen Stellenwert erhält seit jeher die Belletristik, deren konkreter Nutzen ein wenig vage zu definieren ist und die sich deshalb so schön mit dem nicht minder diffusen Begriff des Glücks kombinieren lässt.
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