Helga M. Novak: „der kommt nicht an“
Von der DDR kam sie über Island in die Bundesrepublik, in der Helga M. Novak nie heimisch werden sollte. Weg von allem Politischen wurde für sie die Wiederbegegnung mit der Natur zum Thema.
Es gibt ein Foto von Helga M. Novak, das die Dichterin während ihres Besuchs der Tagung der Gruppe 47 zeigt, die im Oktober 1967 im oberfränkischen Landgasthof Pulvermühle stattfand. Die Zweiunddreißigjährige sitzt rauchend auf einer Holzbank, schaut zur Seite voller Aufmerksamkeit für das Geschehen rings umher, ohne dabei aufhören zu können, in sich selbst hinein zu lauschen. Sie war dem realen Sozialismus der DDR entflohen, nach Island gegangen und gerade eben in der Bundesrepublik angekommen, in der sie nie ganz heimisch werden sollte.
Aus diesen Monaten stammt das Gedicht. Die Autorin weiß längst, welchen Weg die Dichtung künftig einschlagen muss: fort von einer Moderne ebenso kapitalistischer wie sozialistischer Ausprägung hin zu einer Wiederbegegnung mit Natur. Längst droht diese verbaut und zubetoniert zu werden; die Autobahnen zerschneiden sie für rasche Fahrt und sind keine Alleen mehr, wie sie einst besinnlich von Bäumen bestanden waren. Aber die Dichterin nimmt den Leser bei der Hand und zeigt ihm die Möglichkeit eines Menschen, der sich zum Widerstand entscheidet und sich beherzt auf dieses Wagnis einlässt. Er befühlt Tunnel mit den Händen, er bleibt auf der Wanderschaft stehen und setzt einem bloß funktionalistischen Weltverhältnis in seiner Art des Unterwegsseins ein Innehalten entgegen, das mit einem Mal Wahrnehmung ermöglicht.
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http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bu...k-15573862.html
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