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RE: Eine Wiederholung ist eine Wiederholung, ist eine Wieder ...

#1 von Karl Ludwig , 23.05.2018 18:35

Ich, Mir, Mein und Mich

Heute muss ich ein äußerst interessantes Thema zu Papier, bzw. zur Tastatur bringen: Karl-Ludwig! Ja, der Allerhöchstdaselbstige. Und zu diesem Behufe leset und lasset es Euch eine Lehre sein, wahlweise Leere, wenn Euch dazu nichts mehr einfallen sollte.

Denn darum geht es mir schon wieder einmal. Um Kretinität, Kretindiät, Kreatinitus, Moment, ich hab's, Kreativität, manchmal sogar Creativity. Ich habe ein unglaubliches Talent, mir Verpflichtungen vom Halse zu halten, alles für die Kunst. Schon gegen 11.00 Uhr habe ich mein Existenzminimum gesichert durch – nicht weiter sagen: Arbeit! Diesbezüglich bin ich eine Hure. Für Geld tu ich doch alles, sogar arbeiten. Ich brauche ja nicht viel. Die aufgestockte Rente würde reichen. Im Ernst. Wenn ich nicht Kiffkram präferieren würde, der mit 300,00 € zu Buche schlägt. Ich lebe über meine Verhältnisse und werde wohl auch über meine Verhältnisse sterben (Wilde). Doch es klappt erstaunlicher Weise jeden Monat, ohne dass ich komisch werde, Leute verarsche oder klaue, und das ist mir ausschlaggebend.

Das geht Euch aber gar nichts an. Und außerdem könnte ich das Kiffen ja einstellen und hätte dann mehr als genug, aber m.E. nach ist das gar nicht möglich. Das 'Mehr als Genug' meine ich, nicht das 'Kiffen einstellen'. Schließlich habe ich jahrelang nicht gekifft, sondern nur gesoffen und Opiate verkostet, rund um die Uhr – ich weiß immer noch nicht, wie ich das in der Praxis handhabte. Vielleicht hatten die gelegentlichen LSD-Trips in meiner Jugend geholfen: Wer mit Tentakelmonstern aus den Kerkerdimensionen des dunklen Schattenteils der Schöpfung fertig wird, dem kann man nicht mehr so schnell Bange machen. [An alle Moralapostel. Das hier ist eine Satire. Oder versucht wenigstens eine zu sein. Schon mal von 'Uneigentlichem Schreiben' oder 'Das Gegenteil behaupten von dem was man meint' gehört (Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann)?]

Ich gebe nach dieser kurzen Exkursion zurück an das Thema: Kreativität. Ich mein ja nur: Wer möchte denn schon als 'kreativ' bezeichnet werden, wenn er über Volkshochschulkurse lesen muss, in denen 'creatives kochen mit tofu' angeboten wird, unter kreativer Missachtung irgendwelcher Groß-Klein-Schreibregeln?

Also gut. Ich habe mich nun mit meinen, meinetwegen auch zweifelhaften Methoden endlich freigeschaufelt. Habe Bank, Arzt, Einkauf auch schon hinter mir und es ist erst 12.00 Uhr. Den ganzen Tag lang habe ich nun Zeit, meine Laster zu pflegen, als da sind Musik, Schreiben, Essen, Schnorcheln … Halt, fürchterlich kreativ zu werden.

Und dann schießt mir ein Satz durch den Kopf: Wer sich ärgert, zahlt für die Sünden der Anderen. Nee, verwerfen. Meistens ärgere ich mich über mich selbst. Die Anderen kann ich eh nicht ändern. Hm. Wenn mich wer beleidigt und das gar nicht merkt, weil er mit seinen Gedanken ganz woanders ist, hat der mich dann beleidigt? Und umgekehrt. Wenn ich jemanden beleidige, so auf Englisch: „Ach?“, mit hochgezogener Augenbraue, und der merkt das nicht, habe ich ihn dann beleidigt? Und was ist überhaupt eine Beleidigung? Beleidigt derjenige, der beleidigt nicht erst mal sich selber? Nee, auch nicht zu gebrauchen, viel zu verwaschen.

Meine Bekannte meinte zu meinem kreativen Salat aus kaltem Rinderfilet in Streifen, gewürfeltem Fleisch einer Fleischtomate, Mais, Zwiebeln, Olivenöl, Knobi, Zitrone und Essig „Bah!“ und klärte mich auf. Wenn kein Vermerk auf dem Mais stünde: 'Nicht Gen-manipuliert', dann wäre er es. Wenn das Kalte Rinderfilet aus dem Discounter eine Stimme hätte, würde es flüstern: Biopharmaka-Cocktail, Gen verseuchtes Futter, Monopolagrarkultur, Korruption, hungernde Kinder – kurz, wer Rinderfilet futtert ist fast schon schlimmer, als ein Schweinefleischesser. Die Tomate hätte bis in meinen Mund eine Energiebilanz, dass einem schlecht werden könnte, das Olivenöl wäre hinterfragbar, bei dem vielen Gepansche, das so auf dem Markt sei, die Zitrone sei nicht Bio und entsprechend gespritzt …

Als sie dann Luft holen musste, schenkte ich ihr eine Tafel Schokolade. Den Hinweis auf Palmfett hatte ich mit dem Preisschild verdeckt, die Dame soll schließlich wissen, was sie mir Wert ist.

Das gab mehrere Minuten Redestau, während ich ein Korpus Delikti genüsslich vernichtete.

Und das hier gerade war bloß ein Intermezzo. Zurück zur Kreativität, eine Variante des Explorationstriebes, der Neugier. Was passiert eigentlich, wenn wir alles zusammen schmeißen und ordentlich schütteln? Die Antwort besteht klassischer Weise aus dem berühmten Mantra, welches für jeglichen Fortschritt verantwotlich zeichnet: „Es wäre einen Versuch wert.“

Nun kommt, ganz zuletzt, die Wahrheit in Nagelschuhen: Ich bin gar nicht kreativ! Ich kippe auch nur alles zusammen, schüttele es, und wenn es blubbert, freue ich mich.

Hier jedenfalls blubbert nix.

Na-ja, Identität wird ja auch nicht durch Leistungsumfang und Talent definiert.


Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!

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RE: Eine Wiederholung ist eine Wiederholung, ist eine Wieder ...

#2 von Jonny , 23.05.2018 19:41

Was dir so aus der Feder tropft, Karle, ist immer lesenswert.
Jetzt weiß ich auch wie Mann für mehrere Minuten mit einer Frau zusammen sein kann, ohne unentwegt
zuhören zu müssen: Schokolade schenken!
Muss ja nicht die werbeverseuchte Mon Cheri sein, denn da ist ja Branntwein drin, der macht schnell gesprächig.
Ja - und was würde wohl passieren, wenn wir alles zusammenschmeißen und ordentlich schütteln:
Makrelen, Pizza, Bier, panierte Ölsardinen, Geburtstagstorten und Zucchini...
Wir würden mehr Darmgase produzieren, als die Rinder Methan ausfurzen können!

Einen unterhaltsamen Beitrag hast du wieder hier gelassen, Karle!

Jonny

 
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RE: Eine Wiederholung ist eine Wiederholung, ist eine Wieder ...

#3 von Sirius , 23.05.2018 21:15

Natürlich ist das Satire, Karl-Ludwig! Nicht einer hier würde auch nur ansatzweise vermuten, dass du jemals gekifft hast. Das ist ja das tolle an Satiren, dass nur die Leser glauben, alles sei wahr.
Ja, sagen die Lästerer dann, mit so viel Stoff intus kann ich auch Satiren schreiben!
Können sie eben nicht, weil Satiren nichts Amüsantes sind zum Lächeln, sondern weil knallhart übertrieben wird, damit es die Deppen auch glauben, die ja aus der realität schon alles gewöhnt sind.
Die Philosophie mit dem Beleidigen ist toll, da fiel mir ein: Wenn ich zu jemanden sage:
„Ich wünschte, ich wäre so ein Trottel wie du“, ist das dann eine Beleidigung und wenn ja, für wen?
Alkohol in Schokolade ist gut, aber man braucht zu viel davon, damit es anschlägt, da ist eine Flasche Champagner billiger.
Und Darmgase biologischer Art sind gesund und außerdem mit alle Mann schnell weggeschnüffelt.
Insgesamt hast du wieder alles kreativ ausgeschüttelt, Karl-Ludwig, und wir bedanken uns artig dafür!

Sirius


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