Sich wieder und wieder neu erfinden
Der Mensch muss sein eigenes Leben schaffen: Hans Platzgumers Roman "Drei Sekunden Jetzt" rührt an die Grundfragen der Existenz Sie sind zwei Findelkinder. Am Strand von Pointe Rouge im Südosten von Marseille lernten sie einander kennen: Lucy und François, ausgesetzt, gerettet und von Adoptiveltern aufgezogen. Eine geschwisterliche Liebe verbindet sie. In einem maroden Strandcafé erzählt Lucy, wie sie im Alter von knapp einem Jahr an einer Ausfahrtstraße von Dakar ins Rinnsal geworfen wurde. Nackt und schreiend krabbelte sie auf die Fahrbahn, wo der Lenker eines Sammeltaxis sie aufhob. Sie kam in ein Waisenhaus und wurde von einem italienischen Ehepaar aus Marseille adoptiert. Aber warum ausgerechnet sie aus all den vielen afrikanischen Waisenkindern? Vielleicht weil sie die beste Story hatte, mutmaßt sie: "Wir alle sind doch immer nur die Story, die wir aus unserem Leben machen.
Damit ist die Aufgabe umschrieben, die das Leben einem auferlegt und mit der sich Hans Platzgumer in seinem neuen Roman auseinandersetzt. Zwei Zitate stellt er seinem Text voran. Die Forderung Sartres, der Mensch müsse sich sein eigenes Wesen schaffen, konfrontiert er mit der unbekümmerten Bemerkung der Gouvernanten Charlotta Iwanowna aus Tschechows Drama Der Kirschgarten, nicht zu wissen, woher sie komme, wer sie sei und wer ihre Eltern gewesen seien.
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