Literatur aus der Psychiatrie
Man holt sich beim Lesen blaue Flecken
Eva Gruber kommt in die Psychiatrie, soll eine Kindergartengruppe erschossen haben. Kann das sein? "Vater Unser", das Romandebüt der Österreicherin Angela Lehner, spielt mit unserer Sicht der Dinge.
Es ist ein Buch wie ein Faustschlag ins Gesicht. Glänzend pink, rot verschwimmt sein Titel einem vor dem Augen. Kann man glauben, was man sieht? Glauben, was man liest? In drei Akten wird erzählt: Der Vater. Der Sohn. Der Heilige Geist.
"Vater Unser" heißt das Debüt der in Berlin und Wien lebenden, österreichischen Schriftstellerin Angela Lehner. Es erzählt den Irrweg einer Familie durch die Augen der Tochter. Gleich zu Beginn wird diese in ein psychiatrisches Krankenhaus, das Otto-Wagner-Spital in Wien, eingewiesen. Es heißt, weil sie, Eva Gruber, eine komplette Kindergartengruppe erschossen habe.
Dann sitzt Eva Gruber in einem abgeschlossenen Behandlungszimmer und redet mit ihrem Arzt, als würden sie beide Kapuzenpullover tragend in einer Dönerbude sitzen und Rap hören. Korb nennt sie ihn, den Doktor Korb. Ich kann alles erzählen, fragt Eva ihn. Alles und nichts, antwortet ihr der Arzt. Und Eva entgegnet: "Dann sag ich doch mal nix zum Ficken."
Schlagfertig ist die Gruber. Und so raubeinig, dass man sich beim Lesen blaue Flecken zuzieht. Man stößt sich an ihr, dann lacht man auf. Aber nur kurz. Kann das sein, fragt man sich immer wieder. Kann das sein, dass ein Arzt genauso unverschämt ist, wie seine Patientin. Denn die Tatsache, dass Eva und ihr Bruder Bernhard, vom Vater vergewaltigt wurden, kommentiert Korb nur damit, dass er ja ein sehr potenter Mann sei, der Vater.
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https://www.spiegel.de/kultur/literatur/...-a-1260660.html
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